Am Samstagabend haben die Solothurner Filmtage mit einem Jubiläumsfest ihren 50. Geburtstag gefeiert. Neben Schweizer Filmemachern vergangener und heutiger Generationen überbrachte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga den Filmtagen ihre Glückwünsche.
Das Besondere der Schweizer Filmtage sei die Begegnung zwischen Film und Publikum, sagte die Bundespräsidentin in ihrer Festrede im Landhaus. «Diese Begegnung lässt seit 50 Jahren etwas entstehen. Und zwar Debatten.» Die Debatten, die im Kinosaal begännen und in der Beiz fortgeführt würden, das sei für sie das Markenzeichen der Solothurner Filmtage.
Oft fänden die Filme gar den Weg in die Politik – nicht zuletzt dachte Sommaruga dabei wohl an den Film «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» von Richard Dindo und Niklaus Meienberg, der 1975 sogar den Bundesrat auf den Plan rief.
Wie schon Ratskollege Alain Berset, der den Filmreigen am Donnerstag eröffnet hatte, bezeichnete Sommaruga die Festivalfilme als Seismographen. «Manche Filme wurden geradezu zum Sinnbild gewisser politischer Debatten.»
So erzählte die Bundespräsidentin, der Film «Die Schweizermacher» (1978) von Rolf Lyssy sei auch heute nicht weit von der Wirklichkeit einer Einbürgerung entfernt. Sie erinnerte an einen Beamten, der kürzlich in einem Interview gesagt habe, manchmal seien halt Hausbesuche bei einbürgerungswilligen Paaren nötig, wobei die Anzahl Zahnbürstli im Badezimmer «besonders aufschlussreich» sei.
Die Filmemacher rief Sommaruga dazu auf, weiterhin relevante Filme zu machen. «Und relevant sind sie nur dann, wenn sie unsere Sehgewohnheiten in Frage stellen, wenn sie mutig sind oder unbequem.» Wer in Harmonie und Einklang lebe mit der Welt, der geniesse sein Glück. «Und mache keine Filme.»
Ein Bettelbrief an den ehemaligen Direktor
Filmtage-Direktorin Seraina Rohrer und Filmtage-Präsidentin Christine Beerli führten durch den Jubiläumsabend und würzten die Ansprachen der Bundespräsidentin und des Filmchefs des Bundesamtes für Kultur, Ivo Kummer, mit witzigen Anekdoten aus 50 Jahren Filmgeschichte. So zitierte Rohrer etwa aus einem über 20-jährigen Brief der Mutter eines «gewissen Jungfilmers mit Name Christian Frei». Adressiert war die Post an den damaligen Filmtage-Direktor Kummer.
Im Brief bat die Mutter der Regisseurs, man möge doch das Werk ihres Sohnes doch noch ins Programm aufnehmen, obwohl er einen negativen Bescheid erhalten habe. Gnade hatte Kummer keine, immerhin aber archivierte er den Brief. Der damalige Jungfilmer sollte im Übrigen später für seinen Dokfilm «War Photographer» (2001) für einen Oscar nominiert werden.
Stellvertretend für die mehreren Generationen Schweizer Filmemacherinnen und -macher wurden am Jubiläumsabend zwei Kurzfilme gezeigt; «Happy Birthday» von Markus Imhoof (1967) und «My Honeymoon» (2014) seiner jungen Kollegin Eileen Hofer.
Während der ganzen sieben Festivaltage setzen sich zudem in zahlreichen Podien alte und junge Regisseure an einen Tisch, um, wie schon vor 50 Jahren, der Frage nachzugehen, was der Schweizer Film eigentlich sei.