«Siamo italiani», «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» oder «Die Schweizermacher» haben den Schweizer Film mitgeprägt. Zu ihrem 50-Jahre-Jubiläum im Januar werfen die Solothurner Filmtage einen Blick auf cineastische Meilensteine und gründen eine neue Film-Plattform.
Traditionsgemäss lässt man zu Jubiläen das Vergangene Revue passieren. Das tun auch die Solothurner Filmtage, die vom 22. bis 29. Januar ihre 50. Ausgabe begehen. Im historischen Filmprogramm «L’expérience Soleure» werden 14 Schweizer Dokumentar- und Spielfilme gezeigt, die das Festival mitgeformt haben: Es sind Werke von Regisseurinnen und Regisseuren wie Alain Tanner, Richard Dindo, Jacqueline Veuve, Thomas Imbach oder Samir.
In dieser Sektion kann auch das Publikum mitreden. Die Filmtage bieten eine Reihe von Filmen an, aus denen das Publikum im Vorfeld einen auswählen kann, der ebenfalls in die Jubiläumssektion aufgenommen wird. Nominiert sind etwa «Das Fräulein» von Andrea Štaka, «Das Boot ist voll» von Markus Imhoof, «Die Schweizermacher» von Rolf Lyssy oder Claude Gorettas «La dentellière».
Auch der neue visuelle Auftritt des Festivals für den Schweizer Film ist der Vergangenheit geschuldet und mutet nostalgisch an. Die Filmplakate sind Collagen von Filmen, die an der 50. Ausgabe gezeigt werden.
Aus Unmut heraus entstanden
Festival-Direktorin Seraina Rohrer stellte am Donnerstagabend in Solothurn die Aktivitäten rund um das Jubiläum vor und erinnerte dabei an die Anfänge des Festivals. Die Filmtage seien aus Unmut heraus entstanden: Unabhängige Filmschaffende hätten den «verklärenden und glorifizierenden Blick» des Schweizer Heimatfilms auf das ländliche Leben angeprangert.
«Sie forderten einen Neuanfang und proklamierten den Neuen Schweizer Film»: Es war die Geburtsstunde der Filmtage. Im Laufe der Jahre sei das Filmfest vom «familiären Branchentreff» zu einem bedeutenden nationalen Kulturanlass geworden. In einer Sonderausgabe der Zeitschrift «Du» mit dem Titel «On dirait le cinéma suisse: 50 Jahre Solothurner Filmtage» veröffentlichen 50 Persönlichkeiten Beiträge zum Jubiläum.
Neues Online-Nachschlagewerk
Stehenbleiben wollen die Filmtage bei aller Ehrung der Vergangenheit nicht: Sie strecken ihre Fühler in Richtung Zukunft aus, etwa in Form eines neuen Online-Filmportals. Die Datenbank soll Informationen und weiterführende Links zu allen seit 2004 an den Filmtagen gezeigten Langfilmen vereinen. Ergänzt wird das Nachschlagewerk mit Daten und Inhalten zu 400 weiteren, bedeutenden Schweizer Filmen.
Die Filmtage realisieren die Plattform ch-film.ch – sie wird Mitte Januar aufgeschaltet – in Zusammenarbeit mit Cineman und Swiss Films. Der «multimediale, zukunftsgerichtete Katalog» werde kostenlos zur Verfügung stehen.
Das detaillierte Programm der 50. Solothurner Filmtage gibt Direktorin Seraina Rohrer am 16. Dezember bekannt. Bereits steht fest, dass Bundesrätin Simonetta Sommaruga, die das diesjährige Zurich Film Festival eröffnete, Ehrengast der Filmtage sein wird.