Zunahme von Treibhausgasen übertrifft die schlimmsten Erwartungen

Der Ausstoss des Treibhausgases Kohlendioxid ist im vergangenen Jahr so rasant gestiegen wie noch nie. Das geht aus den jüngsten Zahlen des US-Energieministeriums hervor.

Weltweit wurden 564 Millionen Tonnen Kohlendioxid mehr als im Jahr 2009 ausgestossen (Symbolbild) (Bild: sda)

Der Ausstoss des Treibhausgases Kohlendioxid ist im vergangenen Jahr so rasant gestiegen wie noch nie. Das geht aus den jüngsten Zahlen des US-Energieministeriums hervor.

Damit wurden selbst die schlimmsten Befürchtungen überboten, die Experten vor vier Jahren zur Geschwindigkeit der Erderwärmung äusserten. Weltweit wurden über 512 Millionen Tonnen Kohlenstoff mehr als 2009 in die Luft geblasen, ein Anstieg um sechs Prozent.

Der Geologie-Professor Gregg Marland von der Appalachian State University sprach von einem noch nie dagewesenen „Monster“-Zuwachs. Nach Marlands Angaben ist zusätzliche Luftverschmutzung in China und den USA die Ursache für mehr als die Hälfte des Anstiegs 2010.

„Das ist ein grosser Sprung“, sagte Tom Boden vom Analysezentrum für Kohlendioxid des Energieministeriums. Im vergangenen Jahr hätten Reisen und Produktion weltweit zugenommen.

Schlimmste Erwartungen übertroffen

Indien und China verbrauchen immens viel Kohle. Die Kohleverbrennung ist die grösste Kohlenstoff-Quelle weltweit, deren Ausstoss in 2010 um fast acht Prozent anstieg. „Das deutliche Wirtschaftswachstum in armen Ländern hat die Lebenssituation der Menschen dort verbessert“, sagte Reilly: „Doch wenn man das zunehmend auf die Kohle stützt, bringt man die Welt in Gefahr.“

Boden berichtete nun, nach jüngsten Erkenntnissen überträfen die weltweiten Emissionen die schlimmsten Erwartungen des IPCC. Dieser sagte eine Erderwärmung von 2,4 bis 6,4 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts voraus. Am wahrscheinlichsten seien vier Grad.

„Erschreckendes Erbe für Kinder“

Während die Zweifler an der globale Erwärmung dem IPCC Alarmismus vorwarfen, halten die Wissenschaftler ihre Vorhersagen heute für zu konservativ, wie Reilly sagte. Seine Universität arbeite an Emissionsszenarien und deren Wahrscheinlichkeit.

Das Worst-case-Szenario des IPCC liege nur im mittleren Bereich dessen, was das MIT errechnet habe. Chris Field von der Stanford Universität, der eine IPCC-Arbeitsgruppe leitet, sagte, dessen Berechnungen würden auf lange Sicht immer präziser.

„Problem entgleitet uns“

Etwas Positives wird in dem neuen Bericht aber auch deutlich: Reilly und Andrew Weaver von der Universität von Victoria weisen darauf hin, dass die entwickelten Länder, die 1997 das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase unterzeichneten, ihre Emissionen seitdem verringert und ihr Ziel erreicht haben, den Ausstoss um acht Prozent unter den Wert von 1990 zu reduzieren.

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