Zur Hölle mit «Doom»!

Eines der berühmtesten Spiele der Geschichte ist zurück, mit modernster Technik und neuen Ideen. Ob das Relikt der Vergangenheit sich auch gegen modernste Actionspiele behaupten kann, verrät der TagesWoche-Test. Vor über 20 Jahren machte ein Computerspiel mächtig Furore. Nach dem berühmt-berüchtigten Nazi-Killerspiel «Wolfenstein» legte Entwicklerstudio id Software nach und veröffentlichte «Doom». Es war das erste Ego-Shooter-Spiel, […]

... willkommen bei «Doom»!

Eines der berühmtesten Spiele der Geschichte ist zurück, mit modernster Technik und neuen Ideen. Ob das Relikt der Vergangenheit sich auch gegen modernste Actionspiele behaupten kann, verrät der TagesWoche-Test.

Vor über 20 Jahren machte ein Computerspiel mächtig Furore. Nach dem berühmt-berüchtigten Nazi-Killerspiel «Wolfenstein» legte Entwicklerstudio id Software nach und veröffentlichte «Doom». Es war das erste Ego-Shooter-Spiel, das schräge Winkel und variable Raumhöhen ermöglichte.

Die für damalige Verhältnisse unverschämt gute Grafik kombiniert mit den höllischen Dämonen sorgte für rote Köpfe bei den Jugendschutzbehörden rund um den Globus. In der Folge wurde das Spiel von der deutschen Prüfstelle auf den sogenannten Index gesetzt. Das bedeutet, dass das Spiel nicht mehr öffentlich beworben und somit nur noch «unter der Ladentheke» verkauft werden darf. Für die Verkaufszahlen bedeutet ein solcher Entscheid meist das Todesurteil, für den Kultstatus hingegen einen Raketenantrieb. 

Nach heutigen Massstäben ist kaum nachvollziehbar, weshalb das Original auf den gefürchteten Index kam: Die Gegner sind allesamt Höllenkreaturen, der Protagonist tötet nicht aus Mordlust, sondern kämpft ums nackte Überleben, und überhaupt ist das Szenario mit den Pforten zur Hölle, die sich auf dem Mars öffnen, reichlich absurd. Christliche Fanatiker warfen den Machern vor, den Satanismus zu verherrlichen. Für alle anderen war das Spiel zweifelsohne höchst brutal und für Jugendliche ungeeignet, darüber hinaus aber auch sehr unterhaltend und aus heutiger Sicht wegweisend für die gesamte Industrie. 

Es folgten ein paar Sequels, doch dann blieb es lange Zeit ruhig. «Doom 4» wurde 2008 angekündigt, damals noch unter direkter Verantwortung von Programmierer-Ikone John Carmack. 2013 verliess Carmack id Software, um CTO von Oculus Rift zu werden. Bald darauf hiess es, «Doom» würde als Reboot des Originals neu aufgelegt. Nun ist dieses Reboot erschienen und hat einige Überraschungen zu bieten.

Schiessend durch alle Levels

Die Story entspricht weitestgehend dem Original (auch in der mangelnden Originalität): Nach schief gelaufenen Experimenten auf dem Mars öffnen sich die Pforten zur Hölle. In der Haut eines alleine überlebenden Space Marines stellt man sich den fürchterlichen Dämonen und macht sogar einen Abstecher in die Hölle selbst… 

Die meisten Actionspiele haben heute eine Spielmechanik, die «cover-based» ist: Man duckt sich hinter einen Gegenstand oder eine Wand und feuert von dort aus auf seine Gegner. So kämpft man sich schrittweise vor. «Uncharted 4», die «Call of Duty»-Reihe und Co. sind Beispiele für dieses Spielprinzip. Auch ist es heute üblich, dass sich die Gesundheit der Spielfigur automatisch regeneriert, wenn man einige Zeit nicht getroffen wird.

«Doom» macht alles anders. Hier gibt es kaum Deckung. Man wird förmlich gezwungen, wild um sich schiessend durch die Levels zu kämpfen. Die Gegner stürmen erbarmungslos auf einen zu – abwarten und zielen ist hier nicht. Und auch für die Lebensenergie setzt id Software auf Retro: Die Lebensanzeige nimmt mit jedem Treffer ab. Eine Heilung gibts nur, wenn man entsprechende Heilkapseln aufsammelt. Klassischer gehts nicht.

Brennend heisser Ego-Shooter

Gar nicht retro ist dagegen die Grafik. Was die neu entwickelte id Tech 6 Grafik-Engine aus der Konsole kitzelt, ist beeindruckend. Trotz Detailreichtum und spektakulärer Weitsicht läuft das Spiel nahezu immer mit 60 Bildern pro Sekunde. Hinzu kommen ein höchst passender, pumpender Soundtrack und grossartige Soundeffekte. So macht eine intergalaktische Dämonenjagd Spass!  

Neben der Einzelspieler-Kampagne gibts natürlich auch einen Mehrspielermodus. Dieser glänzt im Gegensatz zur Einzelspielervariante leider nicht durch Innovationskraft und Einfallsreichtum. Hier hätte man von den Ikonen der Mehrspieler-Duelle (Stichwort «Quake») mehr erwarten dürfen. 

Was bleibt, ist einer der aktuell besten Ego-Shooter auf Konsole mit brillanter Grafik und einer ungewöhnlich dynamischen Spielmechanik. Dafür gibts eine glatte 9 von 10 Punkten.

Für Eltern: «Doom» ist ausschliesslich für Erwachsene. Zwar kommen kaum Menschen zu Schaden (mit nur einem Überlebenden einer Dämoneninvasion auf dem Mars kaum überraschend). Wie die Höllenwesen aber in ihre Einzelteile zerlegt werden, wird ultrabrutal und blutreich dargestellt. Zudem ist auch die Atmosphäre höchst bedrohlich (isoliert auf einem fremden Planeten, verlassene Raumstationen, gruselige Geräusche). Also: Für unter 18-Jährige soll alles Jammern und Heulen nichts nutzen, kein «Doom» für euch! Die PEGI 18 Freigabe ist mehr als gerechtfertigt.

Titel: DOOM

Plattform: PS4 (getestet), PC, XBOX ONE

Spieler: 1-32

Preis: ca. 69 Franken

PEGI: Ab 18 Jahren

 

Das Cover

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