Zurich muss überraschende Rückstellungen in Millionenhöhe vornehmen

Die Zurich-Versicherung hat in ihrem Deutschland-Geschäft bei Schadenfällen mit ungenauen Daten hantiert. Nach einer Überprüfung von Haftpflichtversicherungen braucht der Konzern nun etwa 550 Mio. Dollar mehr Reserven als bisher angenommen, was sich negativ auf dem Gewinn auswirken könnte.

Die Zurich Insurance Group muss Rückstellungen vornehmen (Archiv) (Bild: sda)

Die Zurich-Versicherung hat in ihrem Deutschland-Geschäft bei Schadenfällen mit ungenauen Daten hantiert. Nach einer Überprüfung von Haftpflichtversicherungen braucht der Konzern nun etwa 550 Mio. Dollar mehr Reserven als bisher angenommen, was sich negativ auf dem Gewinn auswirken könnte.

Bei den Geschäften, die der Zurich voraussichtlich mehr Schadenleistungen aufbürden werden als bisher angenommen, handelt es sich vor allem um Haftpflichtversicherungen mit einer langen Abwicklungsspanne. Das sind beispielsweise Haftpflichtversicherungen für Ärzte, Architekten oder Ingenieure.

Unterläuft einem Arzt ein Kunstfehler, kann das hohe Kosten auslösen. Auch Architekten oder Ingenieure kommt es teuer zu stehen, wenn ihre Bauten Mängel aufweisen und etwa Menschen dadurch zu Schaden kommen.

Die Zurich schätzt, dass durch die Reservenaufstockung nach Steuern Belastungen von 390 Mio. Dollar anfallen. Neben den Rückstellungen schreibt die Zurich einen Teil der Abschlusskosten ab, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde.

Komplexes Geschäft

Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Reserven des Versicherers für Schadenfälle mit langer Abwicklungsfrist zu tief seien, sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur sda. Die Zurich habe bisher mit Daten gearbeitet, die zuwenig detailliert gewesen seien. Inzwischen bemühe sich der Konzern um eine Verbesserung.

Das Haftpflicht-Geschäft sei allerdings sehr komplex, sagte Versicherungsanalyst Georg Marti von der Züricher Kantonalbank der Nachrichtenagentur sda. „Es läuft sehr lange und daher kann es bei den Schadenlasten Abweichungen geben.“

Enttäuschend sei, dass die Zurich schon 2011 habe Nachreservierungen vornehmen müssen. „Nun ist dies innert Jahresfirst noch einmal nötig geworden“, sagte Marti. Für den Experten ist dies ein Grund, weswegen die Aktie am Mittwoch an Wert verlor: Sie büsste nach Handelsstart rund 3 Prozent ein.

Sehr hohe Reserven

550 Mio. Dollar sei ein hoher Betrag, sagte Marti weiter. Allerdings seien die Reserven bei einem Versicherungskonzern der Grösse einer Zurich sehr umfangreich. Die Polster bei einem so grossen Unternehmen umfassen hohe Milliardenbeträge, wie der Analyst sagte.

Laut Marktexperten kommt die Ankündigung des grössten Schweizer Versicherers eher überraschend. Beobachter sagten der Nachrichtenagentur awp, die Einbusse könnte die Dividendenzahlungen der Zürich schmälern. Andere Experten wiesen aber darauf hin, dass der weltumspannende Konzern 2012 nur wenig Naturkatastrophenschäden verzeichnet habe und daher profitabel unterwegs sei.

Im Vorjahr hatte der Versicherer, der seit dem Frühling als Zurich Insurance Group firmiert, 3,77 Mrd. Dollar Gewinn gemacht. Davon zahlte der Verwaltungsrat den Aktionären 17 Fr. Dividende pro Anteilschein aus.

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