Bei sommerlichen Temperaturen hat am Samstagnachmittag der traditionelle Demonstrationsumzug des Zurich Pride Festivals stattgefunden. Laut Organisatoren waren rund 8000 Personen am Umzug beteiligt. Das Festival war dieses Jahr der Gleichwertigkeit aller Familienformen gewidmet.
An der Spitze des Umzugs fuhr ein Bimmelbähnchen voller gutgelaunter Kinder, viele von ihnen leben in Regenbogenfamilien. Der Dachverband Regenbogenfamilien war denn auch, passend zum Motto, Partner des diesjährigen Festivals.
Der Weg führte die Anhänger der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen und Transgender-Community vom Hafen Enge zum Helvetiaplatz. Die Bahnhofstrasse stand wegen zu vieler Baustellen dieses Jahr nicht zur Verfügung.
Dieser Umstand hatte im Vorfeld zu einigen Diskussionen geführt. Auf das Engagement der Teilnehmenden – nach Angaben der Organisatoren rund 8000 – hatte er jedoch keinen Einfluss. Am aktivsten – zumindest zu Beginn des Umzugs – waren Mitglieder von Gaysport Zürich. Sie führten bei brütender Hitze eine schweisstreibend Tanzeinlage vor.
Die meisten Umzugsteilnehmer waren jedoch im Schritttempo und in Alltagskleidung unterwegs, hielten Ballone in die Höhe und schützten sich vereinzelt auch mit Regenschirmen gegen die Sonne.
Kindswohl im Vordergrund
Wer sich für das Kindswohl engagiere, setze sich dafür ein, «dass Kinder verlässliche, sie liebende Erwachsene als Bezugspersonen haben», sagte SP-Nationalrätin Chantal Galladé in ihrer Rede im Anschluss an die Parade auf dem Turbinenplatz in Zürich West. «Und dieses Kriterium hat nichts mit der sexuellen Orientierung der Erwachsenen zu tun.»
Es sei sogar gegen das Kindswohl, wenn geeignete Eltern nicht zum Adoptionsverfahren zugelassen würden, obwohl sie einem Kind ein gutes Zuhause geben könnten, sagte Galladé weiter. Deshalb müssten sich auch Heterosexuelle oder Homosexuelle ohne Kinderwunsch für das Adoptionsrecht einsetzen.
Auch Zürichs neuer Stadtrat, Polizeivorsteher Richard Wolff (AL), betonte bei seinem ersten öffentlichem Auftritt seit seinem Amtsantritt am 1. Juni, dass die geschlechtliche Identität keine Rolle für die Qualität der Beziehung der Eltern zum Kind spiele.
Wie Wolff weiter ausführte, müssen sowohl die Stiefkindadoption als auch die Fremd- oder Volladoption gesetzlich erlaubt werden, «damit man nicht in juristische Graubereiche ausweichen muss». Dafür fehlt in der Schweiz allerdings die gesetzliche Grundlage. Aber mit der im Nationalrat überwiesenen Motion «Gleiche Chancen für alle Familien» bewege sich etwas, so Wolff weiter.