Die überfüllte Genfer Strafanstalt Champ-Dollon wird bis Ende Jahr mit 85 Gefängnisaufsehern verstärkt. Mit dieser dringlichen Massnahme reagiert die Genfer Kantonsregierung auf den Protest des Wachpersonals gegen die Arbeitsbedingungen.
Die Genfer Kantonsregierung bewilligte am Mittwoch auf Antrag von Staatsrat Pierre Maudet eine Aufstockung des Personals um 90 Mitarbeiter, darunter 85 Aufseher und fünf Hilfskräfte in der Administration. Maudet, der Vorsteher des Sicherheitsdepartementes, orientierte das Gefängnispersonal schriftlich über die Massnahme, wie die Departementssprecherin Caroline Widmer am Donnerstag auf Anfrage zu Medienberichten bestätigte.
Die Anstellungen sollen ab sofort, jedoch gestaffelt bis Ende Jahr erfolgen. Weitere Massnahmen zur Entschärfung des Problems der Überbelegung werden noch diskutiert.
Die Gewerkschaft der Polizei und Gefängniswärter (UPCP) hatte Champ-Dollon als Pulverfass bezeichnet und 90 zusätzliche Aufseher gefordert. Trotzdem bezeichnete UPCP-Präsident Christian Antonietti den Entscheid als Zeichen einer Entspannung der Situation. Die seit vergangenen Samstag geltenden Sicherheitsmassnahmen seien am Donnerstagmorgen um 7 Uhr ausser Kraft gesetzt worden.
Seit damals galt für jede interne Verschiebung von Gefangenen die Regel ein Aufseher pro Häftling. Aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen hatte die Hälfte des Wachpersonals am 8. April erstmals protestiert und für eine Stunde die Arbeit niedergelegt. Zudem wollten sie am 15. Mai demonstrieren.
Die Basis der Gewerkschaft wird nun am kommenden Donnerstag an einer Generalversammlung entscheiden, ob die Kundgebung abgesagt wird, wie Antonietti sagte.
Die Strafanstalt Champ-Dollon ist für 376 Gefangene ausgelegt. Inhaftiert sind derzeit 813 Personen. Betreut werden sie von 308 Aufsehern.