Die Handballer des RTV Basel waren nach gutem Saisonstart in die Negativspirale geraten. Gestern Samstag zeigten sie mit dem Sieg gegen den HSC Suhr Aarau eine Reaktion – spielerisch und vor allem emotional.
Nach dem 35:24 über den HSC Suhr Aarau jubelten die RTV-Handballer wie schon lange nicht mehr. Und sie wandten sich besonders herzlich an ihren holländischen Coach Joop Fiege. Mitgefühl schwang mit in jedem Kurzkontakt zwischen den einzelnen Spielern und ihm. In Fieges Augen schossen die Tränen. Am Vortag war seine Schwiegermutter verstorben. Jetzt fühlte er sich traurig und froh, stolz und getragen.
Wir waren eine Einheit und voll präsent
Dass die Mannschaft mit Trauerflor spielte und vor der Partie eine Gedenkminute abgehalten wurde, hing hingegen nicht mit diesem Trauerfall zusammen, sondern mit dem Tod des früheren Präsidenten und langjährigen RTV-Förderers Max Benz. Fieges Schicksal bewegte aber die Mannschaft. Sie nahm ein besonderes Gefühl mit in ihr Spiel und unterstrich, dass «dieser RTV lebt, dass er zusammenhält», wie sich Leistungsträger Florian Goepfert ausdrückte. Die Mannschaft kämpfte, zeigte Geschlossenheit und Freude am Spiel. Sie scheute den Körperkontakt nicht und ging resolut ans Werk. «Wir waren eine Einheit und voll präsent», stellte Fiege erfreut fest.
Zusammengeschweisst
Manifestiert hatte sich dies vor allem in der Abwehr. «Dank unserer Geschlossenheit, stellten wir den HSC vor eine Aufgabe, der er nicht gewachsen war», sagte Fiege. Das sah Goepfert nicht anders. «Defensiv war das unser bestes Saisonspiel.» Gefragt nach dem Grund dieser Kompaktheit, wusste der Routinier keine schlüssige Antwort. Er sagte aber: «Wir wussten, worum es geht, und natürlich schweissen Schicksalsschläge eine Mannschaft zusammen.» Als «gutes Zeichen für die Zukunft» sah er diese Einheit. «Dieser Samstag macht Mut, gibt Selbstvertrauen», so Goepfert. Dabei handelt es sich um etwas, das zuletzt zu sehr abhanden gekommen war. Dass Goepfert selber wegen eines Zusammenstosses und einer Knieverletzung ab der 20. Minute nur noch vereinzelt zum Einsatz kam, trat so in den Hintergrund.
Die Fortschritte bemerkte auch Fiege mit Genugtuung. Allerdings ist damit noch wenig gewonnen. Um die Abstiegsrunde zu verhindern und vom zweitletzten Tabellenplatz wegzukommen, sind weitere Siege notwendig. «Uns steht noch ein langer Weg bevor, wollen wir diese Meisterschaft erfolgreich abschliessen», sagt der Coach und betont: «Wir müssen schauen, dass wir Woche für Woche weiterkommen, uns an Erfolgserlebnissen aufbauen können.» Ein Schritt in die richtige Richtung aber ist getan. Dank dieses Sieges beträgt der Rückstand auf das fünftplatzierte Suhr Aarau nur noch drei Punkte.
Früh auf Siegesstrasse
Und nutzen lassen sich nicht nur die Punkte, sondern ebenso die Emotionen und Erinnerungen an diese Partie. Sie war eine Erfolgsgeschichte. Bereits nach fünfdreiviertel Minuten verwertete Rares Jurca den zweiten Siebenmeter (nach einem ersten von Bruno Kozina) zum 4:1. «Darauf liess sich bauen, dieser Vorsprung nahm uns die Nervosität», sagte Fiege später. Und die Aargauer waren praktisch schon geschlagen. Auch die beiden frühen Timeouts (6. und 17. Minute) von Coach Misha Kaufmann führten zu keiner nachhaltigen Korrektur.
Der RTV baute seinen Vorsprung weiter aus (10:4). Und massgeblich geschwächt sahen sich die Gäste durch den verletzungsbedingten Ausfall von Verteidigungsspezialist Ronnie Vilstrup (18./Zusammenstoss mit Kozina). Sodann fehlte die Stabilität in der Deckung. Sämtliche Umstellungsversuche von Coach Kaufmann zeigten nicht die erhoffte Wirkung – ob im 6:0, mit einer Manndeckung auf Kozina, einem offensiveren 3:2:1 oder einer Doppelmanndeckung aus Kozina und Stamenov. Suhr Aarau bezog die vierte Niederlage in Folge, die höchste der ganzen Saison. Und der RTV landete seinen ersten Meisterschaftssieg seit dem 7. September.
Bereits am nächsten Mittwoch folgt die nächste Bewährungsprobe für die RTV Handballer. Sie treffen um 20.15 Uhr auf den Topverein Wacker Thun.