In der tunesischen Hauptstadt Tunis sind Polizisten nach gewaltsamen Zusammenstössen vor dem Sitz der verfassunggebenden Versammlung mit Tränengas gegen pro-islamistische Demonstranten vorgegangen.
„Die Islamisten haben uns angegriffen und Steine geworfen“, sagte Ines Ben Othman, eine Vertreterin der Sitzstreikbewegung vor dem Gebäude. Seit mehreren Tagen campieren hunderte Menschen vor dem Sitz der Versammlung, unter ihnen mehrheitlich Arbeitslose, Lehrer und Linke, und fordern „Freiheit, Arbeit und Würde“.
Am Samstagmorgen waren dann tausende pro-islamistische Demonstranten zu einer Gegendemonstration zu dem Bardo-Palast geströmt und hatten die Sit-In-Gruppe bedroht.
Beide Seiten riefen sich Beleidigungen zu, die radikalen Demonstranten trugen Fahnen der gemässigt islamistischen Ennahda-Partei aber auch der Salafisten in den Händen, die einer fundamentalistischen Strömung des Islam angehören.
Ein Sprecher des tunesischen Innenministeriums sagte, eine Gruppe von Salafisten habe die Streikenden mit Steinen beworfen und die Polizei habe die Menge auseinandergetrieben. „Die Ordnung wurde wieder hergestellt.“
Die verfassunggebende Versammlung hatte in Tunis am 22. November ihre Arbeit aufgenommen. Die Ennahda hatte bei der Wahl zu dem Gremium am 23. Oktober die meisten der insgesamt 217 Sitze errungen.