Ein Ausschuss des Europarats fordert die Fifa auf, Katar wegen der Korruptionsaffäre die Austragung der Weltmeisterschaft im Jahr 2022 zu entziehen. Der Vergabeprozess sei «zutiefst illegal» gewesen.
Die zuständige Kommission der Parlamentarier-Versammlung des Europarats fordert die Fifa auf, Katar wegen der Korruptionsaffäre die Austragung der Weltmeisterschaft im Jahr 2022 zu entziehen. Das Urteil wurde in einer Entschliessung festgehalten. Nach den Enthüllungen über diesen «völlig vergifteten Entscheid» komme die Fifa nicht darum herum, erneut über das Austragungsland abzustimmen. Die Entschliessung ist rechtlich nicht bindend, soll jedoch den Druck auf den Weltverband erhöhen.
Die Abgeordneten bedauerten zugleich, dass der Untersuchungsbericht des Ethik-Komitees der Fifa über die WM-Vergabe an Katar, der «extrem dubiose Praktiken» zu Tage gebracht habe, nicht vollständig veröffentlicht worden sei. Zugleich bemängelten sie, die Fifa habe die Vergabe an Katar trotz dieser Untersuchung «ohne weiteres» bestätigt.
Vorwurf der Vertuschung
Dieses Vorgehen sei eine «Farce» und ein Versuch, die «Affäre zu ersticken», kritisierte der Verfasser der Entschliessung, der britische Labour-Abgeordnete Michael Connarty. Connarty hat nach eigenen Angaben Einsicht in Dokumente erhalten, die von der britischen Zeitung «Sunday Times» auszugsweise veröffentlicht worden waren.
Diese Dokumente belegen nach Angaben des Briten, dass der schwerreiche Katarer und frühere Fussballfunktionär Mohammed bin Hammam grosse Summen an Schmiergeldern gezahlt hatte, um die Unterstützung afrikanischer Fussballverbände zu erkaufen. Die «Sunday Times», die nach eigenen Angaben mehrere Millionen E-Mails aus dem Umfeld bin Hammams besitzt, sprach von Bestechungsgeldern in Höhe von 3,7 Millionen Euro.
Die Behauptung, das Emirat könne nicht direkt für die Praktiken bin Hammams verantwortlich gemacht werden, reiche nicht aus, um eine so sehr «von Illegalität behaftete Prozedur» zu bestätigen, heisst es in der Entschliessung des Europarats. Darin wird Katar aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Grundrechte ausländischer Arbeitsmigranten eingehalten werden. Die Arbeitsbedingungen, unter denen die für Bauarbeiten für die WM angeheuerten Migranten beschäftigt werden, wurden wiederholt international kritisiert.
Die Entschliessung wird nun dem Plenum der Versammlung vorgelegt, die darüber voraussichtlich während ihrer Sitzung im April abstimmen wird.
Einem Sprecher des Europarats zufolge wurde Fifa-Präsident Joseph Blatter eingeladen, an der Debatte im Plenum teilzunehmen. In der Versammlung wird damit gerechnet, dass der Schweizer, der sich bei der nächsten Wahl des Fifa-Präsidenten Ende Mai um eine fünfte Amtszeit bewerben will, der Einladung folgt.