Zwei Franzosen heben wieder ab

Das Dream-Pop-Duo Air aus Versailles hat sich von George Méliès’ Film zu seinem neuen Album «Le voyage dans la lune» inspirieren lassen.

Spielen mit dem Retro-Charme: Jean-Benoît Dunckel und Nicolas Godin. (Bild: EMI/zVg)

Das Dream-Pop-Duo Air aus Versailles hat sich von George Méliès’ Film zu seinem neuen Album «Le voyage dans la lune» inspirieren lassen.

Von Georges Méliès’ Kultfilm «Le voyage dans la lune» wurde 1993 die einzige bekannte, handkolorierte Kopie entdeckt. Die Aufnahmen waren in bedenklich schlechtem Zustand, die Pionierleistung aber von solch hohem Wert, dass keine Kosten gescheut wurden, um diese einzigartige Version zu restaurieren. 17 Jahre nahmen die handwerklich anspruchsvollen Arbeiten in Anspruch, bis dieses verwüstete Science-Fiction-Bijou in neuem Glanz erstrahlte. Das war den Produzenten nicht genug der Veredelung: Ihnen schwebte ein Soundtrack vor, der den 17-minütigen Stummfilm stimmig untermalte. Im Ursprungsland des Films drängten sich dafür zwei Musiker geradezu auf: Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel alias Air.

Zauberhaftes Easy Listening

Das Duo aus Versailles hat schon mehrfach sein Flair für atmosphärische Kopfreisen bewiesen: Als sie 1998 mit ihrem Album «Moon Safari» erstmals in der Popwelt landeten, verzichteten sie mehrheitlich auf Gesänge, zeichneten stimmungsvolle Klangbilder, betörten mit zauberhaftem, schwebendem Easy Listening. Damit stiessen sie bei Sofia Coppola auf Gehör. Sie bat die beiden 1999, zu ihrem Film «Virgin Suicides» den Soundtrack zu schreiben. Dieser geriet so wunderbar weich gezeichnet wie die Bilder der Filmregisseurin.

Packende Expedition

Die unendliche Weite des Weltalls entfaltete sich im Frühwerk von Air immer wieder: Was mit einer «Moon Safari» begann, führte später zum astralen Song «Don’t Be Light» oder zur Single «Surfin’ on a Rocket». Kino fürs Ohr. In den letzten Jahren aber schlich sich auf Platte wie auch auf der Bühne eine Genügsamkeit ein, die enttäuschte, sodass man Air aus den Ohren verlor.

Umso eindrücklicher melden sie sich jetzt zurück: Mit ihrem Album, zu dem sie Méliès’ Bilder inspiriert haben, knüpfen sie an ihre stärksten Zeiten an. Die Lieder sind packend arrangiert und mit gelungenen Gastauftritten garniert (allen voran Victoria Legrand von Beach House). Knapp 15 Jahre nach «Moon Safari» heben Air noch einmal ab. Chapeau!

Air: «Le voyage dans la lune», Virgin/EMI.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 03.02.12

Nächster Artikel