Ein Bosnier hielt eine junge Deutsche mehr als sechs Jahre lang wie eine Sklavin gefangen. Jetzt ist der Mann von einem bosnischen Gericht zu zwei Jahren Haft verurteilt worden.
Milenko M. habe sich schuldig bekannt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Admir Arnautovic, am Dienstag in Kalesija. Beim Urteil handelt es sich um das Mindeststrafmass bei den verhandelten Vergehen. Dem Angeklagten hatten bis zu acht Jahre Gefängnis gedroht, die Staatsanwaltschaft kündigte daher Berufung an.
Der Prozess gegen M.s Frau Slavojka M., die auf nicht schuldig plädierte, geht dem Sprecher zufolge weiter. Wie ihrem Mann wird ihr „grausame Freiheitsberaubung“ zur Last gelegt.
Nach Ermittlungen der bosnischen Justiz hatte das Paar die Deutsche Bettina S. jahrelang misshandelt und zu schwerer Arbeit gezwungen. Laut Anklage wurde die junge Frau auf unmenschliche Weise behandelt, musste hungern und wurde zu harter landwirtschaftlicher Arbeit gezwungen. Zudem sei sie daran gehindert worden, zur Schule zu gehen, und habe keinen Kontakt zu anderen Menschen haben dürfen.
Schweinefutter zu essen
Bettina S. war schliesslich im Mai 2012 von der Polizei aus ihrer Gefangenschaft im Dorf Karavlasi in der Nähe der nordostbosnischen Stadt Tuzla befreit worden.
Ein Nachbar hatte die Polizei alarmiert. Er sah nach eigenen Angaben, wie die junge Frau von ihren Peinigern gezwungen wurde, Schweinefutter zu essen und einen Karren zu ziehen, in dem das Paar sass. Der Hauptzeuge erhielt nach eigener Aussage Drohanrufe von der Familie der Angeklagten.
Nach ihrer Befreiung wurde die Deutsche an einen sicheren Ort in Bosnien gebracht. Ihrem Vater zufolge stammt die heute 19-Jährige aus Sangerhausen in der Nähe von Eisleben in Sachsen-Anhalt.
Besuche der Mutter in Bosnien
Ihre Mutter Christine S. hatte sie 2005 im Alter von zwölf Jahren dem Ehepaar M. anvertraut, das sie in Deutschland kennengelernt hatte. Dorthin waren Milenko und Slavojka M. während des Bosnien-Kriegs (1992-1995) geflohen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Christine S. von Zeit zu Zeit nach Bosnien gereist, um ihre Tochter zu besuchen. Angeblich ist Christine S. die zweite Frau des nun verurteilten Mannes. Sie soll sich zum Zeitpunkt der Festnahme des Paares auch in dem Dorf aufgehalten haben.