Zwei Jahre nach der Loveparade-Massenpanik mit 21 Toten sind am Dienstag Hunderte Angehörige und Betroffene zum gemeinsamen Trauern nach Duisburg gekommen. Der neue Oberbürgermeister der Stadt Sören Link entschuldigte sich bei einer Trauerfeier am Abend in allen Sprachen der Herkunftsländer bei den Betroffenen.
Gleichzeitig versprach er eine rückhaltlose Aufklärung der Katastrophe. Seinen Vorgänger Adolf Sauerland hatten die Duisburger zu Jahresbeginn abgewählt, weil sie ihn für die Katastrophe mitverantwortlich gemacht hatten.
„Es war eine einzigartige Tragödie“, sagte Link vor Tausenden Duisburgern auf dem Opernplatz der Stadt. Der ersten Tragödie sei aber eine zweite gefolgt, „die quälend lange Zeit der Sprachlosigkeit in der Stadt“. Dies wolle er nun ändern, Gräben zuschütten und Vertrauen zurückgewinnen, versprach Link.
Als Zeichen für einen Neuanfang pflanze die Stadt 21 Magnolien vor dem Duisburger Hauptbahnhof – „ein wachsendes, blühendes Zeichen der Hoffnung“. Es werde eine würdevolle Gedenkstätte am Unglücksort geben, dessen Gestaltung sich nach den Wünschen der Angehörigen richte.
Trauerzug durch Innenstadt
Bereits in der Nacht zu dem Jahrestag hatten sich Trauernde am Unglücksort in der Nähe des Hauptbahnhofs eingefunden. Mit unzähligen roten Grablichtern erinnerten sie an die Menschen, die am 24. Juli 2010 in einer Massenpanik ums Leben kamen. Im Gedränge waren ausserdem mehr als 500 Besucher des Techno-Festivals verletzt worden.
Die Gedenkfeiern zum zweiten Jahrestag begannen gegen 14.00 Uhr mit der Sperrung des ansonsten viel befahrenen Karl-Lehr-Tunnels, wo das Unglück geschah. Am einzigen Zu- und Ausgang des Partygeländes an dem Tunnel hatte sich die Panik gebildet. Nach der Trauer am Unglücksort zogen 150 bis 200 Menschen schweigend zur Gedenkveranstaltung in der Innenstadt.
Staatsanwaltschaft ermittelt weiter
Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt derweil weiterhin wegen Planung und Ablauf der Techno-Party gegen 17 Beschuldigte, darunter elf Bedienstete der Stadt. Der Zugang nahe dem engen Strassentunnel bot zu wenige Ausweichflächen. Ausserdem fehlten etwa Lautsprecheranlagen für Durchsagen an die Menge.
Kurz vor dem zweiten Jahrestag schloss die Sonderkommission der Polizei ihre Ermittlungen weitgehend ab. Ein Team von Staatsanwälten ist aber weiter mit der Aufarbeitung des Geschehens befasst.
Zum Jahrestag forderten Anwälte der Betroffenen Akteneinsicht in dem Ermittlungsverfahren. „Wir haben ein Recht, ebenso gut vorbereitet wie die Beschuldigten unsere Rechte wahrzunehmen“, hiess es am Wochenende in einer Erklärung.
Weitgehend aufgebraucht sind auch die Mittel aus einem Nothilfefonds des Landes, der Stadt, des Veranstalters und seiner Versicherung. Bis zu 20’000 Euro hatten vor allem die Opfer bekommen, die längere Zeit stationär behandelt werden mussten. Viele Traumatisierte, die bis heute nicht mehr voll arbeitsfähig sind, sind aber nach wie vor auf Hilfe angewiesen.