Zwei! Journey!

Normalerweise versetzt uns die Zwei hinter einem Filmtitel schon in Alarmbereitschaft. „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ war die Eins. „Reise zu der verlorenen Insel“ ist die Zwei. Zwei bedeutet, der Produzent zählt mit, hat mit dem ersten Reisebericht gut verdient und zählt jetzt auf zwei. Er will noch einmal gut verdienen. Wie macht er […]

Journey 2

Normalerweise versetzt uns die Zwei hinter einem Filmtitel schon in Alarmbereitschaft. „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ war die Eins. „Reise zu der verlorenen Insel“ ist die Zwei. Zwei bedeutet, der Produzent zählt mit, hat mit dem ersten Reisebericht gut verdient und zählt jetzt auf zwei. Er will noch einmal gut verdienen. Wie macht er das? Ein Blick in seine Rezepteküche.

Normalerweise versetzt uns die Zwei hinter einem Filmtitel schon in Alarmbereitschaft. „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ war die Eins. „Reise zu der verlorenen Insel“ ist die Zwei. Zwei bedeutet, der Produzent zählt mit, hat mit dem ersten Reisebericht gut verdient und zählt jetzt auf zwei. Er will noch einmal gut verdienen. Wie macht er das? Ein Blick in seine Rezepteküche.

Erst einmal muss der Film für die ganze Familie sein. Ganze Familie heisst, ein Sohn, der lebt wie ein Zwanzigjähriger, und denkt wie ein Neunjähriger, und einen Dad hat, der nur fünf Jahre älter ist, also ein Dad, der möglichst nicht der biologische Vater ist, sondern sein Recht Vater zu sein erst einmal abverdienen muss, bei Mam. Mam spielt eine Rolle, die gerade gross genug ist, dass Mütter sich nicht aufregen werden, weil Mütter immer so spiessig sein müssen. Diese Mam hat diesen Dad im Griff. Der Sohn braucht ausserdem ein Problem mit diesem Dad, weil er zum Beispiel im Garten des Nachbarn zu schnell Motorrad gefahren ist. Also am besten ein Luxusproblem. Damit keiner das Gefühl haben soll, Familien hätten andere Probleme, als den Swimming-Pool nicht zu verdrecken. Gut ist auch ein Dad, der aussieht wie ein Footballstar, aber belesen wie ein Bücherschrank ist, (er braucht ja nicht gleich Amazon zu heissen, wegen des Werbeeffektes, aber vielleicht wegen des Aussehens?). Überhaupt ist es wichtig, dass der Film die Eltern nicht schlecht wegkommen lässt, weil die Eltern ja zum zahlenden Teil der Familie gehören.

Jetzt kann es eigentlich losgehen: Jetzt braucht es erst einmal einen verrückten Wunsch des Sohnes: Das sollte nicht ein Besuch im Europark sein, sollte aber doch mindestens den Erlebnisstandard eines solchen bieten. Wer Jules Verne gelesen hat, kann jetzt in die Vollen greifen: Käpten Nemo, untergehende Inseln, Unterwasserboote und Meilen um Meilen im Schrotthelikopter. Wünsche, die wir unseren Kindern täglich einmal abschlagen müssen, wenn wir sie nicht ins Kino schicken wollen. Ausserdem gehören zum Mix noch ein zweite Familie, die noch mehr Probleme hat: Am Besten eignen sich mehrere Ethnien, ganz wichtig ist eine Tochter, die den Sohn nicht mag, und ein unmöglicher Vater.

Ist der Vater erst im Boot, kann das Abenteuer – ganz auf Jules Vernes Spuren – losgehen: Eine Mischung aus Dschungelcamp, japanischer TV-Show und Jurassic-Parc deckt jedes Grusel-Genre ab. Wichtig sind hierbei Action-Effekte, die pro Minute nicht häufiger als einmal vorkommen sollten: Dino, Tausendfüssler, Killerameisen. Alle fünf Minuten sollte ein bisschen Familienidylle den Abenteuerstress abbauen: Dazu gibt es mehrere Möglicheiten: Man kann unterwegs einen Opa finden, der ein Wissenschaftler von der ganz crazy Sorte ist, Papa kann mal ein Lied singen (damit die kleinen Jungs zwischendurch auch mal Zeit haben dorthin zu rennen, wo kleine Jungs während Filmen so rennen), und am Schluss sollte ein Kuss stehen zwischen Halb-Tocher und Voll-Sohn. So. Fertig ist der Mix. Komisch, Spannend, Erschreckend, Gruselig, Herzlich, Spiessig. Worauf braucht man zu verzichten? Ja. Man kann ja versuchen, dem Ganzen noch eine Dimension hinzuzufügen. (Etwas Hunger in Afrika, oder eine Dosis Erderwärmung?) Nein, das wäre zu weit gedacht: Die Dritte. Die Dritte Dimension reicht. Mit der Dritten sieht man alles noch deutlicher vor sich: Und dass der Produzent auf drei zählen kann, wird er uns wohl demnächst auch beweisen wollen. Mit noch so einem Spass.

 

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