Zwei Schweizer Dokumentarfilme über Arbeit – gefundene und fehlende

Am Sonntag haben am Zurich Film Festival (ZFF) zwei Schweizer Dokumentarfilme Weltpremiere gefeiert, die sich ganz zufällig perfekt ergänzen: «Après l’hiver» und «Chaebols und Chabolas – Der Kampf um Arbeit» .

Szene aus «Après l'hiver» (Pressebild) (Bild: sda)

Am Sonntag haben am Zurich Film Festival (ZFF) zwei Schweizer Dokumentarfilme Weltpremiere gefeiert, die sich ganz zufällig perfekt ergänzen: «Après l’hiver» und «Chaebols und Chabolas – Der Kampf um Arbeit» .

«Après l’hiver» begleitet Jugendliche auf ihrem holprigen Weg ins Berufsleben. «Chaebols und Chabolas – Der Kampf um Arbeit» erzählt von Menschen, die glücklich wären, wenn die Qual der Berufswahl ihr einziges Problem wäre.

Für die in «Après l’hiver» porträtierten Teenager ist es höchste Eisenbahn. Die Hälfte des zehnten Schuljahres ist vorbei und sie haben noch immer keine Lehrstelle – zuweilen nicht einmal einen konkreten Berufswunsch. Die Bieler Filmemacher Bastien Bösiger und Adrien Bordone begleiten die Jugendlichen auf dem schwierigen aber sehr wohlbehüteten Weg ins Erwachsenenleben.

Global gesehen schlagen sich die Teenies mit Luxusproblemen rum. Dies zeigt der eindrückliche Dokumentarfilm «Chaebols und Chabolas» von Christian Neu, einer der Wettbewerbsbeiträge in der Kategorie «Fokus Schweiz, Deutschland, Österreich». Neu hat Einheimische und Einwanderer in Spanien und Südkorea besucht und deren Arbeitsbedingungen miteinander verglichen.

So zeigt er einen Marokkaner, der geglaubt hat, in Europa das Paradies vorzufinden. Stattdessen bettelt er in Spanien täglich um Arbeit und lebt im Elendsviertel schlechter als in seiner Heimat. Oder spanische Bauarbeiter, die lange Zeit gut gelebt haben und seit der Krise froh sind, wenn sie einen Job als Feldarbeiter finden.

Entweder Karriere oder Suizid

Im Kontrast dazu beleuchtet der Film die Situation in Südkorea, einem Land, dem es gegen aussen wunderbar geht. Er zeigt, dass die Menschen da einen hohen Preis für den wirtschaftlichen Erfolg zahlen: Sie opfern ihre psychische Gesundheit.

Schulabgänger und Studenten sind ein gutes Beispiel dafür. Sie plagt nicht wie die Altersgenossen in «Après l’hiver» die Frage, welchen Weg sie einschlagen wollen und wie man gute Bewerbungen schreibt. Vielmehr quält sie das Wissen: Wenn sie nicht studieren und anschliessend in einer grossen Firma arbeiten, ist ihr Leben nichts wert – und der Selbstmord oft der einzige Ausweg.

Beide Dokumentarfilme sind aufschlussreich und deshalb sehenswert – auch wenn «Chaebols und Chabolas» an Relevanz und Aktualität viel mehr zu bieten hat als der Einblick in die vergleichsweise heile Welt Schweiz. Empfehlenswert ist, die beiden Schweizer Doks in Ergänzung zueinander anzuschauen.

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