Zwei Todesurteile im Prozess zu U-Bahn-Attentat in Minsk

In dem umstrittenen Prozess wegen des Bombenanschlags auf die U-Bahn in Minsk im April hat ein weissrussisches Gericht die beiden Angeklagten zum Tode verurteilt. Das Gericht sprach die zwei 25-Jährigen schuldig, 15 Menschen getötet und hunderte verletzt zu haben.

Polizisten in Zivil bewachen den Gerichtssaal in Minsk (Bild: sda)

In dem umstrittenen Prozess wegen des Bombenanschlags auf die U-Bahn in Minsk im April hat ein weissrussisches Gericht die beiden Angeklagten zum Tode verurteilt. Das Gericht sprach die zwei 25-Jährigen schuldig, 15 Menschen getötet und hunderte verletzt zu haben.

Die staatliche Nachrichtenagentur Belta und die unabhängige Minsker Nachrichtenagentur Belapan meldeten übereinstimmend die Todesurteile.

Die von Alexander Lukaschenko autoritär geführte Ex-Sowjetrepublik vollstreckt als einziges Land in Europa trotz internationaler Kritik noch die Todesstrafe. Verurteilte werden mit einem Genickschuss getötet.

Geständnis widerrufen

Richter Alexander Fedorzow folgte mit den Todesurteilen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Der Hauptangeklagte hatte sich zu Beginn des Prozesses für den Anschlag vom 11. April auf die Metro von Minsk für schuldig bekannt.

Der Mitangeklagte hingegen widerrief seine Aussage mit der Begründung, er habe gehört, sein Freund sei bei Befragungen verprügelt worden.

Richter Fedorzow sprach die zwei Angeklagten während der stundenlangen Verlesung des 114-seitigen Urteils neben dem Anschlag vom April auch wegen früherer Anschläge schuldig.

So sollen sie auch für zwei Bombenanschläge in der Stadt Witebsk im Jahr 2005 und für eine Explosion in Minsk während der Feiern zum Unabhängigkeitstag im Jahr 2008 verantwortlich sein.

Spekulationen um Verschwörung

Die Verteidigung hatte aus Mangel an Beweisen Freispruch beantragt. Menschenrechtler und die Mutter eines Angeklagten hatten den als „letzten Diktator Europas“ kritisierten Präsidenten Lukaschenko um Gnade gebeten.

Es handle sich um einen Schauprozess, bei dem durch Folter und Druck Geständnisse erzwungen worden seien, behauptete die Mutter einer der beiden Verurteilten. Tausende Menschen hatten Petitionen gegen die Todesstrafe unterschrieben.

In Weissrussland hält sich bei vielen die Meinung, dass der Geheimdienst KGB oder andere Kräfte im Machtapparat in das Blutbad verstrickt sein könnten. In Internetblogs hatten Bürger gemeint, dass die Führung nach dem Vorbild des Sowjetdiktators Josef Stalin mit blutigem Staatsterror von der schweren Krise im Land ablenken wolle.

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