Nach der Wiederwahl des Präsidenten von Gabun, Ali Bongo Ondimba, ist es in der Hauptstadt Libreville zu Unruhen gekommen. Zwei Menschen wurden getötet, als Sicherheitskräfte in der Nacht das Hauptquartier von Bongos unterlegenem Gegenspieler Jean Ping stürmten.
«Es gibt zwei Tote und mehrere Verletzte», sagte Ping am Morgen der Nachrichtenagentur AFP in Libreville. Die Republikanische Garde habe die Oppositionszentrale aus Helikoptern bombardiert und vom Boden aus angegriffen. Ping hielt sich nach eigenen Angaben bei der Erstürmung nicht in dem Hauptquartier auf, die Angaben zu den Opfern habe er aus «sicherer Quelle».
Der Vorsitzende der Oppositionspartei Nationale Union, Zacharie Myboto, erlebte die Erstürmung nach eigenen Angaben in dem Gebäude mit. Die Sicherheitskräfte seien dabei «extrem gewaltsam» vorgegangen, berichtete er. Es werde scharf geschossen und Tränengas eingesetzt.
Regierungssprecher Alain-Claude Bilie-By-Nze rechtfertigte das Vorgehen der Sicherheitskräfte. In der Oppositionszentrale hätten sich Bewaffnete verschanzt, die zuvor das Parlament angezündet hätten, sagte er. Zudem würden sich dort «Hunderte Kriminelle und Ganoven» verstecken. «Das sind keine politischen Demonstranten, sondern Verbrecher», sagte Bilie-By-Nze.
In den Strassen von Libreville war ein massives Aufgebot an Polizei und Soldaten im Einsatz, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Es waren Schüsse zu hören. Der Zugang zum Internet war blockiert.
Schwere Ausschreitungen
Nach Medienberichten gerieten auch anderswo Oppositionskräfte und Sicherheitsleute aneinander. Wie der französische Auslandsradiosender RFI in der Nacht zum Donnerstag berichtete, antworteten in der Nähe des Rundfunk- und Fernsehgebäudes Sicherheitskräfte mit Tränengas auf Steinwürfe von Oppositionellen. Mit Hilfe eines Wasserwerfers seien Demonstranten auseinandergetrieben worden.
Das Wohnhaus des stellvertretenden Ministerpräsidenten Paul Biyoghe-Mba sei angezündet worden. Zudem wurden Geschäfte verwüstet. Bei Einbruch der Nacht habe sich die Lage ein wenig beruhigt, hiess es bei RFI zunächst.
Die Unruhen hätten kurz nach der Verkündung des Wahlsiegs von Bongo begonnen. Nach offiziellen Angaben hatte Bongo die Präsidentschaftswahl mit hauchdünner Mehrheit gewonnen. Damit wird sich die bislang 49 Jahre lange Herrschaft seiner Familie über das ölreiche westafrikanische Land verlängern.
Betrugsvorwürfe nach Wahl
Die Opposition sprach angesichts der um einen Tag verzögerten Bekanntgabe der Ergebnisse von Wahlbetrug. Bongo gewann laut Wahlkommission 49,8 Prozent der Stimmen, der Oppositionskandidat Jean Ping kam auf 48,2 Prozent, wie der französische Auslandsradiosender RFI am Mittwoch berichtete.
Um trotz eines so knappen Ausgangs Friede und Stabilität zu bewahren, müssten die detaillierten Ergebnisse aller Wahllokale bekanntgegeben werden, forderten die Wahlbeobachter der Europäischen Union.
Die Wahlbeteiligung hatte bei der Abstimmung vom Samstag laut Wahlkommission bei rund 60 Prozent gelegen. Stimmberechtigt waren rund 630’000 der knapp zwei Millionen Einwohner.
Bongos Wahlsieg sichert dem 57-Jährigen eine zweite siebenjährige Amtszeit. Er übernahm das Amt 2009 von seinem Vater Omar Bongo, der die ehemalige französische Kolonie von 1967 bis zu seinem Tod 2009 regiert hatte.
Sein Herausforderer Ping ist ein früherer Weggefährte von Omar Bongo. Er diente als Diplomat, Präsident der UNO-Vollversammlung und Chef der Afrikanischen Union.