Die ägyptischen Sicherheitskräfte haben mehr als 140 Islamisten aus dem Umfeld der verbotenen Muslimbruderschaft festgenommen und angeblich «willkürlich auf Demonstranten geschossen». Bei Ausschreitungen in Kairo gab es zwei Tote.
Die Festnahmen erfolgten laut dem Innenministerium am Donnerstagabend und Freitagmorgen, nachdem salafistische Gruppen dazu aufgerufen hatten, nach dem Freitagsgebet gegen die Entmachtung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Juli 2013 zu protestieren.
Den Protesten in Kairo und anderen Städten des Landes schlossen sich weniger Menschen an als in der Vergangenheit. Die Sicherheitskräfte hatten vorab Position bezogen an den Versammlungsorten und lösten die meisten Demonstrationen rasch auf.
Nur im Osten Kairos eskalierte die Situation: Dort kam es im armen Viertel Matarija zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Angaben der Sicherheits- und Gesundheitsbehörden wurden dabei zwei Menschen getötet.
«Die Polizei hat willkürlich auf Demonstranten geschossen», sagte der Freund eines Opfers. Demnach gehörte der Mann dem Mursi-Lager an und nahm regelmässig an Protesten teil.
Das Innenministerium erklärte hingegen, die Sicherheitskräfte seien von Demonstranten beschossen worden. Zudem seien acht kleine Sprengsätze entschärft worden. 145 Menschen wurden demnach festgenommen, die meisten von ihnen noch vor Demonstrationsbeginn.
Mehr als 1000 Tote seit Mursi-Sturz
Die vom Militär getragene Regierung hat seit dem Sturz Mursis mindestens 15’000 seiner Anhänger festnehmen lassen. Bei blutigen Auseinandersetzungen wurden zudem mehr als 1400 islamistische Demonstranten getötet.
Die islamistische Muslimbruderschaft war im vergangenen Dezember als Terrororganisation verboten worden. Der Grossteil ihrer Führung ebenso wie Mursi befinden sich in Haft und müssen sich wegen verschiedener Vorwürfe vor Gericht verantworten.
Armee-Oberst in Kairo erschossen
Am Morgen erschossen Unbekannte im Osten Kairos einen Armee-Oberst. Zwei Soldaten wurden bei dem Vorfall verletzt. Nach Militärangaben eröffneten die Täter das Feuer auf den Offizier und seine Begleiter, als diese gerade ein Hotel verliessen. Über die Hintergründe der Tat lagenkeine gesicherten Informationen vor.