Bei heftigen Zusammenstössen mit der israelischen Armee sind im Westjordanland zwei Palästinenser getötet worden, darunter ein Jugendlicher. Der Junge sei an einer Schussverletzung in der Brust gestorben, teilte ein Spital am Montag bei Bethlehem mit.
Der nach unterschiedlichen Angaben 12 oder 13-jährige Junge sei bei Zusammenstössen tödlich im Oberkörper getroffen worden, teilten Polizei und palästinensischer Halbmond mit.
Erst am Sonntag hatte die Armee einen 18-jährigen Palästinenser bei Unruhen in Tulkarem im Nordwesten des Westjordanlandes erschossen. An der Beerdigung des jungen Mannes in seinem Dorf Balaa nahmen hunderte Menschen teil.
Auch am Montag dauerten die Unruhen an mehreren Brennpunkten an, Palästinenser bewarfen israelische Soldaten mit Steinen und Brandflaschen. Der neue Gewaltausbruch gilt als möglicher Beginn eines neuen Palästinenseraufstands.
Im Süden Israels schlug unterdessen eine vom palästinensischen Gazastreifen aus abgefeuerte Rakete ein. Das Geschoss traf unbewohntes Gebiet, verletzt wurde nach Militärangaben niemand.
Die israelische Armee flog daraufhin einen Luftangriff auf den Gazastreifen, wobei ebenfalls niemand verletzt wurde. Beschossen worden sei eine «Terroreinrichtung» der radikalislamischen Hamas im Norden des Küstengebiets, teilte die Armee mit.
Netanjahu droht mit harten Massnahmen
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte harte Gegenmassnahmen an, nachdem am Wochenende zwei Juden bei Messerattacken in Jerusalem getötet worden waren. Die Angreifer wurden in beiden Fällen von der Polizei erschossen.
Laut der Ankündigung Netanjahus sollen Häuser von «Terroristen» künftig im Schnellverfahren zerstört und palästinensische Randalierer vermehrt in sogenannte Administrativhaft genommen werden.
Dies ermöglicht eine sechsmonatige Haft ohne Anklage, wobei der Zeitraum immer wieder verlängert werden kann. In Jerusalem und im Westjordanland sollen noch mehr Sicherheitskräfte stationiert werden. Palästinensischen «Aufhetzern» soll der Zutritt zum Tempelberg und der Altstadt in Jerusalem verboten werden.
Streit um Tempelberg
Auslöser der Unruhen ist ein Streit um den Tempelberg in Jerusalem. Die Palästinenser werfen Israel vor, es wolle mehr Kontrolle über die Stätte gewinnen, die Muslimen und Juden heilig ist, und die Nutzungsrechte von Muslimen beschneiden. Israel bestreitet dies. Am Sonntag verbot Israel Palästinensern aus dem Westjordanland für zwei Tage den Zutritt zur Jerusalemer Altstadt und damit auch zum Tempelberg.
Bei den schweren Auseinandersetzungen im Westjordanland und in Ost-Jerusalem wurden nach unterschiedlichen Angaben der palästinensischen Rettungsorganisation Roter Halbmond vom Montag 150 bis 450 Palästinenser verletzt. Viele hätten bei den Unruhen am Vortag Schussverletzungen erlitten, darunter auch drei Sanitäter der Organisation. Nach Angaben der Armee wurden zwei Soldaten verletzt.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon teilte mit, er sei sehr besorgt, dass die Vorfälle Vorzeichen eines «gefährlichen Abgleitens hin zur Eskalation» seien. Er rief alle Beteiligten dazu auf, Gewalt zu verurteilen und Ruhe zu bewahren, um eine weitere Eskalation zu verhindern.