Zwei weitere Frauen haben dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sexuelle Belästigung vorgeworfen. «Er begann mich aggressiv zu küssen und legte seine Hand auf meine Brust», berichtete Summer Zervos am Freitag in Los Angeles.
Zervos hatte an Trumps Realityshow «The Apprentice» teilgenommen. Nachdem sie «gefeuert» worden war, war sie mit Trump in Kontakt geblieben und hatte 2007 den Milliardär in einem Hotel in Beverly Hills getroffen.
Sie habe über einen Job reden wollen, doch sei sie bei ihrer Ankunft in einen Bungalow geführt worden, wo Trump sie geküsst und begrapscht habe. «Er umarmte mich und ich versuchte, ihn wegzudrängen. Ich drückte gegen seine Brust, um Raum zwischen uns zu bringen und sagte ‚Hey Mann, komm runter‘.» Er aber habe sie mit seinen Genitalien bedrängt.
Zervos sagte, sie habe sich entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen, nachdem Trump bestritten hatte, jemals Frauen belästigt zu haben. Zuvor hatte die «Washington Post» ein Video veröffentlicht, auf dem Trump angibt, sich bei Frauen alles erlauben zu können, weil er ein Star sei.
Im Nachtclub, im Flugzeug, im Lift
Am Freitag berichtete in der Zeitung zudem das frühere Model Kristin Anderson, dass Trump in den frühen 90er Jahren in einem Nachtclub ihr unter den Rock gegriffen und zwischen die Beine gefasst habe.
Mehrere US-Medien hatten am Mittwoch über Frauen berichtet, die Trump unabhängig voneinander beschuldigen, sie gegen ihren Willen geküsst und begrapscht zu haben. Die 74-jährige Jessica Leeds sagte der Zeitung, Trump habe ihr vor mehr als 35 Jahren während eines Fluges an die Brüste gefasst und versucht, unter ihren Rock zu greifen.
Rachel Crooks erklärte, Trump habe sie 2005 als damals 22-Jährige in einem Lift im New Yorker Trump Tower auf den Mund geküsst. Die Reporterin Natasha Stoynoff beschrieb, wie Trump sie 2005 bei einem Interview-Besuch in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida gegen eine Wand gedrückt und gegen ihren Willen geküsst habe.
«Nicht erste Wahl»
Trump bezeichnete die Berichte als «Verleumdungen und Schmähungen», hinter denen das Wahlkampfteam seiner Rivalin Hillary Clinton stecke. «Lügen, Lügen, Lügen», sagte er bei der Wahlkampfveranstaltung in Greensboro im Bundesstaat North Carolina. Über Jessica Leeds sagte Trump: «Glaubt mir, sie wäre nicht meine erste Wahl, das kann ich Euch sagen.» Bei seinen Anhängern erntete Trump damit Gelächter.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Charlotte wandte er sich an seine weiblichen Unterstützer. «Ich liebe diese Schilder ‚Frauen für Trump’», sagte er, als eine Frau mit ein solches Schild hochhielt. «Ich denke tatsächlich, dass ich gut mit Frauen klar komme.»
Gegen die «New York Times», die die Berichte veröffentlichte, kündigte Trump eine Klage an. Eine ganze Reihe prominenter Republikaner distanzierten sich aber von ihm.
Umfragen-Tief
Die Vorwürfe haben Trump in den Umfragen deutlich absacken lassen, nachdem ihm zuvor alle Skandale und Kontroversen nicht viel anhaben konnten. Clinton liegt in der aktuellen Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos mit 44 Prozent sieben Prozentpunkte vor Trump. Für den Milliardär sprachen sich 37 Prozent aus.
Bei der letzten Umfrage betrug der Vorsprung von Clinton noch acht Punkte. Eine neue Quinnipiac-Umfrage sieht Trump bei den weiblichen Wählern 20 Prozentpunkte hinter seiner demokratischen Rivalin.
Clinton versicherte, dass sie sich keinesfalls über den Skandal um Trump freue. «Ich bin überhaupt nicht glücklich darüber», sagte sie in Seattle. «Es beschädigt unsere Demokratie.»