Boliviens Präsident Evo Morales will trotz der Schlappe im Februar in einem erneuten Referendum über die mögliche Verlängerung seiner Amtszeit bis zum Jahr 2025 abstimmen lassen. «Es kommt die zweite Halbzeit», sagte er bei einem Auftritt im Departement Chuquisaca.
Da gelte es dann, Farbe zu bekennen. Eine Option zur Beantragung des Referendums ist, dass 20 Prozent der Wahlberechtigten – rund 1,2 Millionen – ihre Unterschrift dafür abgeben. Das Datum steht noch nicht fest. Der Sozialist regiert das Land seit 2006 – länger als alle Präsidenten Boliviens vor ihm.
Am 21. Februar hatten 51,3 Prozent der Wähler in dem Andenstaat dagegen gestimmt, dass Morales 2019 erneut antreten und sich um eine vierte Amtszeit bewerben darf. Der Traum des ersten indigenen Präsidenten ist es, bis zu den 200-Jahr-Feierlichkeiten der Unabhängigkeit vom spanischen Kolonialreich 2025 im Amt zu sein.
In seiner Amtszeit wurde der Erdgassektor verstaatlicht, mit dem Einnahmen Sozialprogramme aufgelegt und die Infrastruktur ausgebaut. So bekommt La Paz das grösste urbane Seilbahnnetz der Welt, tausende Kilometer neuer Strassen wurden gebaut. Zudem kam es zur offiziellen Gleichstellung aller Ethnien im Land. Kritiker unterstellen ihm zunehmend autoritäre Tendenzen und eine Bevorzugung der Indígenas.
In seiner Partei, der Bewegung zum Sozialismus (MAS) gibt man im Wahlkampf aufgetauchten Gerüchten die Schuld für die Niederlage. Ein Journalist hatte eine Affäre mit einer jungen Frau 2007 enthüllt, die später als Managerin bei einem chinesischen Unternehmen arbeitete, das vom bolivianischen Staat Aufträge für über 500 Millionen Dollar bekam. Morales bestritt energisch den Vorwurf der Vetternwirtschaft.