Die zweite Hitzewelle dieses Sommers verabschiedet sich mit heftigen Gewittern. In Glarus tobte der Wind am Mittwoch in Orkanstärke. Andernorts gab es Hagel und grosse Regenmengen. Ab Donnerstag ist dann vorerst Schluss mit Schwitzen. Die Temperaturen sinken deutlich.
23 bis 28 Grad werden auf der Alpennordseite noch erwartet. Allerdings bleibe es am Donnerstag noch schwül, teilte SRF Meteo am Mittwoch mit. Erst ab Freitag sinke dann auch die Luftfeuchtigkeit und es werde angenehmer.
Die Kaltfront hatte einen stürmischen Auftritt: Den Jura erwischte es bereits am frühen Nachmittag. Hagelgewitter zogen vom Berner Jura weiter Richtung Nordwestschweiz, wie SRF Meteo mitteilte. Später entwickelten sich auch im Berner Oberland und in der Zentralschweiz Gewitter.
Eine besonders starke Gewitterzelle machten die Meteorologen von SRF Meteo beim Napf, in der Region Huttwil, Willisau, Wolhusen aus. Dort kamen grosse Regenmengen zusammen. Vor allem der Bach Luthern dürfte angeschwollen sein, heisst es in der Mitteilung. Auch im Freiburger Greyerzerland regnete es stark. In der dortigen Gemeinde Marsens kamen gemäss MeteoNews 66 Millimeter Regen zusammen.
In Glarus tobte der Wind in Orkanstärke von 119 Kilometern pro Stunde. MeteoNews schreibt, in den kommenden Abendstunden werde es weitere kräftige Gewitter geben. Der Wetterdienst empfiehlt, Gartenmöbel, Sonnenschirme und Blumentöpfe wegzuräumen oder gut zu befestigen.
Ein Monat Trockenheit
Mit dem einsetzenden Regen geht eine ungewöhnlich lange Trockenperiode zu Ende. Seit dem 22. Juni hat es auf der Alpennordseite nicht mehr flächig geregnet, wie verschiedene Wetterdienste übereinstimmend berichteten. Die Trockenperiode hat damit genau einen Monat gedauert.
«So etwas kommt sicher nicht alle Jahre vor, auch nicht alle zehn Jahre», sagte Ludwig Zgraggen von MeteoSchweiz gegenüber der Nachrichtenagentur sda am Montag. Eine so lang anhaltende Trockenheit im Sommer habe es bestimmt seit 2003 nicht mehr gegeben. Normalerweise dauerten Trockenperioden zehn bis zwölf Tage.
Wegen der anhaltenden Trockenheit herrschte in manchen Gegenden in der Schweiz höchste Waldbrandgefahr. Verschiedene Kantone hatten daher Feuerverbote erlassen. Die Kantone Baselland und Genf etwa verboten am Mittwoch Feuer im Freien generell.
In Basel-Stadt gilt ab Donnerstag ein Feuerverbot im Freien ausserhalb des Siedlungsgebiets. Zuvor hatten bereits zahlreiche andere Kantone wie Freiburg, Luzern, Schwyz, Tessin und Waadt jegliches Feuer im Freien verboten.
Die Trockenheit liess zudem in Flüssen das Wasser knapp werden. In manch kleinen Bächen wurde es dadurch für die Fische gefährlich. Baselland verbot daher am Mittwoch, aus Oberflächengewässern Wasser zu entnehmen. Ausgenommen sind nur – sofern bewilligt – Birs und Rhein. Auch die Kantone Aargau und Freiburg haben bereits solche Verbote erlassen. Sie richten sich in erster Linie an die Bauern.
Armee springt ein
Dank zahlreicher Ausnahmen von den Verboten können zwar die meisten Bauern ihre Felder weiterhin bewässern. Mühe macht einigen aber offenbar die Versorgung des Viehs mit Wasser. Daher springt nun die Armee ein: Im Waadtland hat sie bereits damit begonnen, Wasserbecken aufzustellen und diese mit Schläuchen oder per Helikopter zu füllen.
Mittlerweile hat auch der Kanton Freiburg die Armee um Hilfe ersucht. Deshalb würden dort ab Donnerstag die existierenden Wasserstellen von sieben Bauernbetrieben per Helikopter mit Wasser gefüllt, teilte das Verteidigungsdepartement am Mittwoch mit.
Zudem baut das Katastrophenhilfebataillons 1 der Armee an einer schwer zugänglichen Stelle im Kanton Freiburg auf rund 1700 Meter über Meer ein Wasserbecken. Dieses wird ebenfalls per Helikopter mit Wasser aus regionalen Seen gefüllt.
Mehr Tote wegen Hitze
In den ersten zwei Juliwochen sind etwas mehr ältere Menschen gestorben als zu dieser Jahreszeit üblich. Das Bundesamt für Statistik (BFS) führt dies auf die Hitzewelle zurück.
In der Woche vom 29. Juni bis 5. Juli wurden gemäss BFS in der Altersgruppe der 65-Jährigen und älteren gut 1080 Todesfälle beobachtet. Das sind rund 11 Prozent mehr als aufgrund des Durchschnittswerts der Vorjahre in dieser Periode zu erwarten gewesen wäre. In der Woche vom 6. bis 12. Juli lagen die Todesfälle mit 1131 rund 15 Prozent über dem erwarteten Wert.
Heisses Wetter stellt eine starke Belastung für das Herzkreislaufsystem dar und trifft vor allem ältere oder geschwächte Menschen. Das zeigte sich insbesondere im Hitzesommer 2003, in dem in der Schweiz rund 1000 zusätzliche Todesfälle verzeichnet wurden.
Hohe Temperaturen
Die beiden Hitzewellen auf der Alpennordseite dauerten vom 1. bis zum 7. Juli sowie vom 15. bis zum 22. Juli. Zum Ende der zweiten Hitzewelle, am Mittwoch, gab es vielerorts nochmals aussergewöhnlich hohen Temperaturen: Am Flughafen Zürich wurden 35,2 Grad gemessen, wie MeteoNews mitteilte. In Aarau waren es 34,9 Grad, in Schaffhausen und Genf 34,5 Grad.
Die höchsten Temperaturen wurden allerdings im Tessin verzeichnet: In Locarno-Monti gab es 36,8 Grad, in Stabio 35,6. Im Tessin halten die warmen Temperaturen vorerst noch an. Dort gebe es auch am Donnerstag wieder deutlich über 30 Grad, schreibt MeteoNews.