Granit Xhaka handelt sich am 22. Spieltag in der Premier League den zweiten Platzverweis ein. Der Schweizer Arsenal-Profi muss mit vier Spielsperren und flächendeckender Kritik rechnen.
In der 64. Minute veränderte sich im Emirates Stadium das Drehbuch komplett. Xhaka versuchte einen eigenen leichtfertigen Ballverlust mit einer fahrlässigen Grätsche gegen Burnleys Steven Defour zu beheben und erreichte das Gegenteil: Zum zweiten Mal innerhalb von knapp drei Monaten sah der Schweizer direkt Rot. Sein Glück war, dass die Gunners im chaotischen Finish dank dem 2:1 in der 98. Minute einen blamablen Punktverlust vermieden.
Den kritischen Beobachtern Xhakas wird es leicht fallen, dem 24-Jährigen mangelnde Körperbeherrschung vorzuwerfen, und ihm vorzuhalten, nichts aus der Sanktion vom 8. Spieltag gelernt zu haben. Gary Lineker, einst Englands bester Stürmer, inzwischen der profilierteste BBC-Kommentator, nahm Xhaka einstweilen in Schutz: «Ich sehe, weshalb er so entschieden hat, aber ich bin nicht sicher, ob man Rot zeigen muss.»
Für den Analysten des «Guardian» war vor allem bemerkenswert, wie «unbeholfen» der defensive Mittelfeldspieler den Erfolg der zuvor souveränen Gunners gefährdet habe. Die Online-Plattform der «BBC» rechnete dem Schweizer vor, dass seit Beginn der letzten Saison kein Spieler der besten fünf Ligen Europas mehr vom Platz gestellt worden sei. Xhakas Sündenregisterauszug der letzten 19 Monaten umfasst inklusive seiner Spiele im Nationalteam sechs Ausschlüsse.
Arsenal-Coach Arsène Wenger kommentierte die unvorteilhafte Szene seines defensiven Regisseurs in den ersten TV-Interviews zunächst ausweichend: «Die Aktion war auf der anderen Platzseite, ich habe sie nicht genau gesehen.» An der Medienkonferenz präzisierte der Franzose, was für Xhaka primär als Warnung zu verstehen ist: «Er muss sein Spiel kontrollieren und darf das Team nicht mit seinen Tacklings bestrafen.»
In 50 Länderspielen wurde Xhaka nur einmal (zum Start der aktuellen WM-Ausscheidung gegen Portugal) mit einer gelb-roten Karte bestraft, in seiner ersten englischen Kampagne hingegen endeten zwei von 19 Einsätzen aus eigenem Verschulden vorzeitig.
Sollte der Mann mit der höchsten Passrate Arsenals (1242 Zuspiele) Wengers Vorgaben nicht zeitnah umsetzen und seinen teilweise zu temperamentvollen Stil den englischen Gepflogenheiten anpassen, wird er im internen Ranking zurückfallen. Zu viele persönliche «unforced errors» sind mit den hohen Ansprüchen des Weltvereins auf Dauer nicht vereinbar.