Garagen Rostock, Mecklenburg-Vorpommern
Der Begriff Wohnkomplex war in der Städteplanung der Deutschen Demokratischen Republik gleichbedeutend mit Quartier oder Stadtteil. Exemplarische Bedeutung hatte der Wohnkomplex in der ersten sozialistischen Planstadt Eisenhüttenstadt, welche gänzlich auf dem Reissbrett entstand und vor der Wende insgesamt sieben Wohnkomplexe umfasste.
Als absoluter architektonischer und städteplanerischer Tiefpunkt gilt der Wohnkomplex VII in Eisenhüttenstadt, welcher erst in den 1980ern entstand und bereits 2006 wieder weitgehend abgerissen wurde. Die zurückbleibende Brache, seither ungenutzt, ist nur noch durch im Nichts stehende Strassenlampen, demontierten Sitzbänken sowie überwachsenen Gehwegen und Parkplätzen zwischen den verschwundenen Plattenbauten zu erkennen.
“Wohnkomplex 11” stellt eine unvollständige und subjektive Sammlung jener Bauten im Osten Deutschlands dar, für die nicht einmal mehr das Geld zum Abriss vorhanden ist – geschweige denn für eine Sanierung.
So wirkt es jedenfalls auf den stillen Betrachter, denn der Abriss des Wohnkomplex VII in Eisenhüttenstadt ist die Ausnahme. Kaum ein Ort, in dem nicht spätestens nach dem Abbiegen in eine Nebenstrasse die modernde Leiche eines Gebäudes zu entdecken ist. Der rasante Verfall macht dabei keinen Unterschied zwischen wunderschönen Villen des letzten Jahrhunderts oder den modernen Plattenbauten, die kaum 30 Jahre alt sind. Und so stehen sie da, als provisorische Gedenkstätten einer verfehlten Politik, vor und nach der Wende, von denen sich die Anwohner lieber heute als morgen trennen würden.
Alle Aufnahmen entstanden im Rahmen einer zweiwöchigen Irrfahrt durch das Gebiet der ehemaligen DDR im Sommer 2011, auf der der Fotograf Nicolas Henri gut 4000 Kilometer auf Landstrassen zurücklegte. Die Fotografien entstanden ausschliesslich mit einer Voigtländer Bessa III 667 auf Mittelformat-Negativen von Fuji, welche gescannt und digital bearbeitet wurden.
Website: http://nicolashenri.ch