Eine solche Sommerfasnacht ist schon ein wunderbare Sache. Die Stadt Basel muss sich fast fragen, warum sie nicht immer bis Mitte März wartet, ehe sie loslegt. Oder vielleicht sogar noch etwas länger?
Der Morgenstreich war jedenfalls perfekt. Und der Cortège vom Montagnachmittag mindestens so gut.
Aber das ist ja fast logisch in einer Stadt, die laut Sujet-Hitparade keine grösseren Probleme hat als die paar Baustellen. Ebenfalls ärgerlich – und damit ganz oben auf der Liste – ist, klar, die Verbotswut.
Daneben beschäftigen sich die rund 450 offiziell angemeldeten Gruppen und die vielen Schissdräggzigli und Einzelmasken auch mit wirklichen Problemen. Globalen Problemen. Der schier grenzenlosen Überwachung des Internets und der Kommunikation zum Beispiel.
Oder der wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten, wie d Seibi, die sich – wieder einmal – an ein ganz grosses Thema heranwagen, auch wenn sie diesmal auf den Blick eher bescheiden daherkommen. In Säcken. Bohnensäcken, passend zum Sujet: (K)AFFE(E)-THEATER. Es geht um die Ausbeutung der Kaffeebauern durch die Firma Nestle, die wiederum vom Denner beklaut wird, der die Nespresso-Kapseln imitiert und vor Gericht mit «windige Begrindige» auch noch durchkommt. D Seibi ziehen daraus folgenden Schluss: «Als Kund wirdsch iirr in dämm ‹Kaffee-Theater›. Hösch, Gott, längsch mr e Bier? Und sieh, das tat ER.»
Wenn der Wink von ganz oben kommt, wollen wir dem auch gerne folgen und uns nach dem Cortège gerne ein kleines Bierchen genehmigen.
Und wenn alles so wunderbar weiterläuft an dieser Fasnacht, dann wird einem am Abend auf der Gass oder in einem Cliquekeller vielleicht sogar noch ein zweites gereicht.