Mit einer Spezialkamera mit auf Trommel aufgespanntem Film und einem Motor, welcher den Verschlussschlitz einmal 360 Grad im Kreis um den Filmhalter rotieren liess, wurden noch vor 15 Jahren Panoramaaufnahmen fotografiert. Hans-Jörg Walter hat solche aufwändigen Prozesse für «Multimedia-CDs» damals noch abgewickelt – in tagelanger Arbeit und nächtelangen Rendering-Prozessen an den Computern.
Heute lässt sich mit der Gratis-App Photosynth von Microsoft und mit jedem iPhone binnen Minuten ein Kugel-Panorama anfertigen: Lagesensoren und Leistungsfähige Prozessoren in solchen Kleingeräten machen es möglich. Dazu wird einfach an einem Standort eine ganze Serie von Fotos aufgenommen, die Photosynth danach zu einem Pano zusammenrechnet.
Nach dem dritten Pano werden diese Ansichten aber mehr oder weniger langweilig. Und nachdem er festgestellt hat, dass das Programm beim «Stitching», dem Zusammenfügen der Bilder im iPhone, gelegentlich Fehler macht und dabei recht spannende Effekte entstehen, hat Hans-Jörg Walter angefangen, diesen Effekt zu provozieren. Zum Beispiel, indem er ein Panorama in einem Gebäude angefangen, dann aber draussen im Garten fortgesetzt hat: Die Software versucht, dasraus eine Rundum-Ansicht herzustellen und kann dabei den Standortwechsel des Fotografen nicht erkennen.
Es entstehen Fotografien, die eines MC Escher wüdig wären: Vexierbilder, in denen drinnen nicht mehr von draussen zu unterscheiden ist; Lücken und Löcher im Raum, als ob die grauen Männer aus der Unendlichen Geschichte am Werk gewesen wären und Flächen, die in sich selber verbogen sind.