Das Gebäude der Wohnbau-Genossenschaft neben der Dreirosenbrücke ist wirklich eine Zumutung. So wenige Wohnungen für so viel tolle Aussicht! Noch dazu hässlich! Weg damit, wer braucht schon bezahlbaren Wohnraum aus den 80er-Jahren? Das kann sich Basel wirklich nicht mehr leisten. Also auch so vom Image her. Und seit der Nordtangente haben die Bewohner schon zehn ruhige Jahre dort gelebt. Das reicht.
Christ & Gantenbein brachten es unlängst in der NZZ so auf den Punkt:
Wenn wir den Mut haben, die Stadt an dieser Stelle noch einmal völlig neu zu denken, wird hier langfristig ein lebendiges, durchmischtes Quartier mit direktem Bezug zum Fluss entstehen. Deshalb sprechen wir uns dafür aus, die bestehenden Wohnbauten abzubrechen und unerschrocken optimistisch eine neue Zukunft zu planen – so wie unsere Vorgänger in den siebziger Jahren.
Unerschrocken! Mut! Back to the 70ies! Endlich sagt es mal jemand. Die Wohnbaugenossenschaft Nordwest sieht das anders. Ihr gehört das Gemäuer schliesslich, pff, natürlich wollen sie keinen Abriss. René Thoma hängt sich an Begriffe von Identität und günstigem Wohnraum.
Um Traditionen und Emotionen können sich doch die Ländler kümmern. Wir sind hier in einer Weltstadt, come on! Und die wächst. Also: Platz machen!
Hochhaus zum alten Schützenhaus
Okay, der Schützenmattpark kann nachts ungemütlich werden. Aber zu der Zeit gehört der (Neu)-Basler auch nach Hause. Das könnte aber ganz in der Nähe sein, in einem neuen Hochhaus, auf der Fläche vom Restaurant Schützenhaus, dem Parkplatz und dem kleinen Grünstreifen daneben. Die werden komplett überbaut, um den Raum optimal auszunutzen.
Bau und Lage passen zu Familienwohnungen. Die Mamis können den Nachwuchs also direkt rüberschieben in den Park, erreichen ÖV und Lebensmittelläden in Gehdistanz. Sollten sich die Autos über den zusätzlichen Fussgängerverkehr zwischen Hochhaus und Park stören, wäre eine Brücke eine adäquate Lösung. Vielleicht könnte man sogar eine Rutsche integrieren, wenn es in der Stadt schon keine Schuhgeschäfte mehr mit Rutschbahn gibt. Wäre das nicht ein guter Start für ein «lebendiges, durchmischtes Quartier mit direktem Bezug» – halt dieses Mal zum Park?
Generationenleben über dem Kannenfeldplatz
Beim Kannenfeldplatz gibt es doch auch noch freie Flächen. Auf der ganzen Parklänge entlang der Strassburgerallee liegt ungenutzes! Bau! potenzial! Das geht nicht. Wo heute Kindergarten und Polizeiposten sind, kommt neu eine Mehrgenerationen-Überbauung hin. So voll durchmischt. Kita und Kindsgi können unten einquartiert werden, mit Zugang zum Park.
Als kantonales Bauprojekt achtet die Bauführung auf eine grösstmögliche Durchmischung, günstiges Wohnen und Innovation. Deshalb werden sowohl Studenten- Sozial-, Alters- und Familienwohnungen geplant. Die Bewohner könnten je nach Qualifikation in der Kita mitarbeiten oder in der Buvette, die im Kannenfeldpark angedacht ist. Vielleicht erst mal als Pilotprojekt, nur um sicherzugehen. Es gäbe also etwas für jeden (nur leider nicht für die Gutverdiener, aber die werden sicher in Rheinhattan fündig).
Die Uni muss weg, die Uni muss her
Die heutige Zeit erfordert Kompromisse, das muss auch der Kanton Basel-Stadt kapieren. Auch und vor allem mit den Baselbietern. Was würde die Ex-Treuhänderin Monica Gschwind mehr freuen als eine zusätzliche direkte Einnahmequelle? Also lasst die Abbruchbirne über den Petersplatz schweben und das Kollegiengebäude zu Kleinbeton machen. Die Studenten können derweil nach Augusta Raurica an den Baselbieter Unistandort pendeln. Oder sonstwo in Liestal unterkommen.
Am Petersplatz jedenfalls schlägt die Stunde des Neuanfangs, äh, Neubaus. Acht Stockwerke hoch. In die unteren drei kehrt die Universität zurück, oben ist genügend Platz für jede Menge Wohnungen. Das wäre ein würdiger Unicampus, die Innenstadt wird vorbildlich verdichtet. Und dank der neuen Bewohner wird auch der Aussenraum – in diesem Falle der Petersplatz – optimal genutzt, ganz im Sinne von Christ & Gantenbein.
Potenzial, das nicht mehr brachliegt: Das neue VoltaMitte
Und jetzt Hand aufs Herz: Wer eine gute Idee hat, sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Wir schlagen vor, dass die innovativen Architekten ihr Motto «unerschrocken optimistisch eine neue Zukunft planen» auch am eigenen Bau am Voltaplatz umsetzen. Der will sich nämlich nicht so recht ins Quartier einfügen. Vielleicht hilft da eine Überarbeitung, im Sinne von: «Wenn wir den Mut haben, die Stadt an dieser Stelle noch einmal völlig neu zu denken …»