Basels grösstes Klumpenrisiko

Die Zeiten sind vorbei, als Basels Pharma-Hauptquartiere von ­Restrukturierungen verschont blieben.

Die Zeiten sind vorbei, als die Pharma-Hauptquartiere am Rheinknie konzernintern privilegiert waren und von ­Restrukturierungen verschont blieben.

Über ein «Job-Feuerwerk» sondergleichen freute sich die «Schweiz am Sonntag» in ihrer Jahresendausgabe von 2013 – vor allem über Novartis, den «Jobmacher Nummer 1» in Basel. Drei Wochen später teilte der Konzern mit, dass bis Ende Jahr 500 Stellen am Basler Hauptsitz abgebaut werden könnten.

So viel zur Halbwertszeit von Wirtschaftsberichten, liesse sich sarkastisch anmerken. Man kann sich auch über die Konzern-PR aufregen, mit der die Bevölkerung an der Nase herumgeführt wird. Oder über die Regierung, die bei jedem Jobabbau öffentlich ihre Besorgnis ausdrückt und kämpferisch Augenmass bei Personalentscheiden einfordert – um «Big Pharma» dann später im stillen Hinterzimmer wieder allerlei Vergünstigungen und Sonderrechte zuzugestehen.

Weniger bequem ist es, den Dingen ins Gesicht zu sehen. Pharma macht Basel reich. Doch die Abhängigkeit von Novartis und Roche ist auch ein Risiko. Längst sind die Zeiten vorbei, als die Hauptquartiere am Rheinknie privilegiert waren und von Re­strukturie­rungen verschont blieben.

Es ist gefährlich, sich von den erneuten Mil­liar­den­gewinnen und den riesigen Bau­inves­titionen in Basel blenden zu lassen.

Es ist gefährlich, sich von den erneuten Mil­liar­den­gewinnen und den riesigen Bau­inves­titionen in Basel blenden zu lassen. Leicht geht dabei vergessen, dass Produkte-Pipelines nicht auf ewig gefüllt sind, Wachstums- und Arbeitsmärkte sich stetig verschieben und Standortvorteile nicht naturgegeben sind.

Wie schnell sich die Situation ändern kann, erlebte Basel vor 20 Jahren, als die chemisch-pharmazeutische Industrie einen schmerzhaf­ten Strukturwandel vollzog. Dieser erwies sich zwar als Segen für die Region. Ob dies auch der nächste sein wird, dafür gibt es keine Garantie.

«Wiegt euch nicht in allzu grosser Sicherheit!», warnte Daniel Vasella in einem BaZ-Interview am Tag seines Rücktritts als Novartis-Präsident vor einem Jahr: «Ein Hauptsitz kann transferiert werden, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen.»

Vasellas Worte wurden damals als Kettenrasseln im Kampf gegen die Abzocker-Initiative interpretiert. Eine realistischere Einschätzung wäre: Spitzenmanager weltweit tätiger Konzerne denken wirklich so.

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