Kobane ist befreit. Zu Tausenden kehren Bewohner zurück in ihre Heimat, die in Trümmern liegt. Alleine werden die Kurden den Wiederaufbau ihrer Stadt kaum schaffen. Doch einmal mehr drohen sie den geopolitischen Interessen der Grossmächte geopfert zu werden.
Um Weihnachten war unser Reporter Udo Theiss zum ersten Mal in Suruç an der türkisch-syrischen Grenze, um über das Schicksal der Flüchtlinge von Kobane zu berichten. Zu Zehntausenden harrten sie unter prekären Bedingungen in Flüchtlingscamps der Befreiung ihrer Stadt. Vier Monate später ist Kobane frei und immer mehr Flüchtlinge kehren zurück in ihre Stadt.
Zum kurdischen Neujahrsfest Newroz reiste Theiss erneut nach Kobane. Was sich ihm bot, war ein Bild totaler Zerstörung. An jeder Ecke lauern tödliche Fallen. Kinder spielen in Ruinen, ihre Mütter durchforsten die Trümmer nach Verwertbarem, während die Väter die zerstörten Häuser notdürftig instand stellen.
Eine Zeitlang schien es, als würden die Wirren des syrischen Bürgerkriegs den Kurden die Autonomie bringen, für die sie schon so lange kämpfen. Kobane ist einer von drei Kantonen der de facto autonomen Region Rojava – föderalistisch organisiert nach helvetischem Vorbild und säkularen Prinzipien, mit weitgehender Gleichberechtigung der Frauen. Dann kamen die IS-Milizen, und es brauchte einen langen, verlustreichen Kampf, bis sie zurückgeschlagen werden konnten.
Noch während sich die USA als Befreier feiern liessen, hat der türkische Präsident Erdogan die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung des Kurdenproblems zunichtegemacht. Er schneidet den Kobanern den dringend benötigten Nachschub ab, und so sehen sich diese abermals isoliert und umzingelt.
Alleine werden die Kobanerinnen und Kobaner den Wiederaufbau ihrer Stadt kaum schaffen. Umso wichtiger, dass die Solidarität jetzt nicht abreisst. Eine Möglichkeit, sich zu engagieren, bietet die von Basler Kurden organisierte Aktion «Basel hilft Kobane».