Dem Baselbiet fehlt es an Führung

Weiterhin die Faust im Sack machen oder doch lieber fortschreiten? Die Frage beantwortet das Baselbiet am 5. Juni. Ein Zugpferd, das vorausgeht, hat es nicht.

Will bei der Schulreform eine «Vermittlerin» sein, macht aus ihren persönlichen Ansichten aber keinen Hehl: Regierungsrätin Monica Gschwind.

(Bild: Basile Bornand)

Weiterhin die Faust im Sack machen oder doch lieber fortschreiten? Die Frage beantwortet das Baselbiet am 5. Juni. Ein Zugpferd, das vorausgeht, hat es nicht.

Die Baselbieter stimmen am 5. Juni nicht nur über Sachfragen ab, sondern auch über ihre Zukunft. Bei vier von sechs Vorlagen geht es insgeheim um die Frage, ob sich das Baselbiet zu einem modernen und fortschrittlichen Kanton mausern soll oder ob Vergangenheit und verletzter Stolz die künftige Entwicklungslinie prägen werden. 

Die Landschäftler müssen sich entscheiden: Wollen sie den wichtigsten Partner Basel-Stadt verärgern und riskieren, dass der Landkanton für die Universität zum unzuverlässigen Träger wird oder gar den Univertrag kündigen muss? Und wollen sie aus dem einstigen Pionierkanton bei Harmos und Lehrplan 21 nun den regionalen Bremsklotz auf dem Weg zu einem gemeinsamen Lehrplan machen? 

Gschwind stützt die Schulreformgegner – und damit auch ein Klima der Unsicherheit für Lehrpersonen, Eltern und Kinder.

Mit der Wahl von Monica Gschwind zur Regierungsrätin haben sie bereits letztes Jahr ein Zeichen gegen die Schulreform gesetzt. Und die bekennende Gegnerin des bereits beschlossenen Lehrplans 21 kann auch im Vorfeld der Abstimmung nicht aus ihrer Haut. Sie nennt sich im Interview mit der TagesWoche zwar «Vermittlerin», gibt aber unumwunden zu, dass sie persönlich für die Vorlage «gegen Sammelfächer» und für die Entmachtung der Bildungskonferenz zugunsten des Landrats stimmen wird.

Mit ihren Äusserungen stützt sie die Schulreformgegner. Diese danken es mit zahlreichen weiteren Initiativen und schaffen so ein Klima der Unsicherheit für Lehrpersonen, Eltern und Kinder. Dabei ist ein Lehrplan nichts anderes als eine Grundlage, die während mehrerer Jahre von Fachleuten und Erziehungsdirektoren erarbeitet worden ist. 

Wer einen «Marschhalt» als Vorwärtsbewegung definiert, hat den Anspruch als Zugpferd zu fungieren aufgegeben.

Die FDP war einst eine fortschrittliche Partei. Heute verkümmert sie beim Blick auf ihre Regierungsrätin zu einer Bewahrerin des Gegenwärtigen und der Vergangenheit. Wer wie Gschwind einen «Marschhalt» als Vorwärtsbewegung definiert, hat den Anspruch als Zugpferd zu fungieren vollständig aufgegeben. Dabei bräuchte das Baselbiet derzeit nichts mehr als eine Führung, die vorausschaut und vorangeht.

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