Die Durchsetzungs-Initiative hat der Schweiz bereits geschadet

Die SVP bringt mit Initiativen wie der DSI die Schweizer gegeneinander auf. Aber der Erfolg der Schweiz liegt in der Bereitschaft zum Konsens.

(Bild: Screenshot Twitter)

Die SVP bringt mit Initiativen wie der DSI die Schweizer gegeneinander auf. Aber der Erfolg der Schweiz liegt in der Bereitschaft zum Konsens.

Die Durchsetzungsinitiative (DSI) der SVP spaltet das Land und lässt die Emotionen hochgehen. Das haben auch wir letzte Woche erlebt, als wir in der TagesWoche ein SVP-Inserat für die DSI abgedruckt haben. Die Reaktionen eines Teils der Leserschaft waren heftig. Einige kündigten ihr Abo, andere haben auf Twitter und in Mails ihr Unverständnis sehr deutlich ausgedrückt. Und auch intern hat die Anzeige Diskussionen ausgelöst.

Die Empörung auf die Veröffentlichung des Inserates zeigt, wie stark die SVP mit ihren immer provokativeren Aussagen und Initiativen das Klima bereits vergiftet und die Schweizer Bevölkerung gespalten hat. Dabei haben Einigkeit und die Bereitschaft zum Konsens dieses Land erfolgreich gemacht. 

In der Zwickmühle

Als parteipolitisch unabhängiges Medium gerät die TagesWoche durch diese «Für mich oder gegen mich»-Haltung in eine Zwickmühle. Die Anzeigen sind bei der TagesWoche aber – wie bei jedem seriösen Medium – klar vom redaktionellen Teil getrennt. Der Anzeigenkunde hat keinen Einfluss auf redaktionelle Inhalte.

Im Gegenzug hat der Anzeigenkunde das Recht, dass man seine Inhalte akzeptiert und nicht verändert. Natürlich nur, solange sie nicht rechtswidrig sind, also zu einer Straftat aufrufen, oder im Voraus festgelegten Regeln widersprechen. Beides war bei der SVP-Anzeige nicht der Fall.

Die TagesWoche-Redaktion hat ihre klar ablehnende Haltung zur DSI mehrfach und deutlich kundgetan. Ich traue unseren Leserinnen und Lesern zu, dass sie zwischen journalistischen Inhalten und bezahlten Anzeigen unterscheiden können. Es gibt deshalb keinen Anlass, einen der wichtigsten Grundsätze im Zusammenspiel zwischen Anzeigen und Redaktion – nämlich deren gegenseitige Unabhängigkeit – wegen der DSI aufzuweichen. Es reicht, dass mit der Konsensbereitschaft gerade eine der wichtigsten Erfolgsgarantinnen des Landes dran glauben muss.

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