Die Kulturpreis-Inflation

Selbst Profis haben den Überblick über die vielen Kulturpreise verloren. Wie viele sind zu viel?

Selbst Profis haben den Überblick über die vielen Kulturpreise verloren. Wie viele sind zu viel?

Kennen Sie den Namen des diesjäh­rigen Literaturnobelpreis-Trägers? Er wurde vor ein paar Tagen gekürt. Ich konnte mich spontan gerade noch an den Nachnamen erinnern: Modiano. Patrick Mo­diano.

Unserer Vergesslichkeit wegen brauchen wir uns nicht zu schämen. Selbst Experten tun sich schwer mit der Orientierung. Zirka tausend Literaturpreise werden allein im deutsch­sprachigen Raum verliehen. Wer kann da noch den Überblick behalten?

Doch von der «Gefahr einer Kulturpreis-Infla­tion», wie es Philippe Bischof, Leiter der ­Abteilung Kultur Basel-Stadt, auf den Punkt bringt,  ist nicht nur die Literatur betroffen. Hierzulande gibt es zig Kunstpreise und Dutzende Film- und Musikpreise, die genaue Zahl kennen nicht einmal die Profis. Sicher aber ist: Die Zahl der Ehrungen ist in den letzten Jahren gestiegen, und auch die Preissummen zeigen nach oben.

Unter Kulturminister Alain Berset mischt neu auch der Bund kräftig mit. Und er klotzt mit Geld. ­Allein seine Nominationen – etwa beim erstmals verliehenen «Grand Prix der Musik» – sind höher dotiert als jeder Preis, der in ­Basel verliehen wird. 

Zum Teil konkurrenziert der Bund mit seinen eigenen Preisen auch andere nationale ­Ehrungen. So vergibt zum Beispiel das Bundesamt für Kultur seit 2012 Schweizer Literatur­preise – obwohl es schon seit Längerem den ­renommierten Schweizer Buchpreis gibt, der ­jedes Jahr im Rahmen des Festivals Buch­Basel verliehen wird. 

Eine denkwürdige Entwicklung. Werden Jahr für Jahr zu viele Preise in denselben Sparten verliehen, schwindet deren Bedeutung rasch. Ganz abgesehen davon, dass es in unserem Land gar nicht so viele Künstlerinnen und Künstler gibt, die man jährlich ehren könnte.

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