Die unerfreuliche Verwandlung des Baselbiets

An die Arbeit! Was die Baselbieter Regierung von Basel und vom Aargau lernen kann. 

Urs Buess

An die Arbeit! Was die Baselbieter Regierung von Basel und vom Aargau lernen kann. 

«Vom Agrar- zum Industriekanton» –
so vermarktete sich das Baselbiet in den 1960er- und 1970er-Jahren. Der Halbkanton zwischen Schönenbuch und Ammel erlebte einen Aufschwung sondergleichen. Den Nieder- gang der Uhrenindustrie in den Juratälern und anderer Fabriken konnte er spielend verkraften, denn im Unterbaselbiet, im Ergolz-, Birs- und Leimental siedelten sich noch und noch Firmen an. Die Chemiestadt Basel wirkte wie ein Magnet, gute Verkehrsbedingungen ermöglich- ten speditive Transporte. Das selbstständige Baselbiet strotzte vor Selbstbewusstsein.

Eine Wiedervereinigung mit Basel-Stadt verwarf das Volk 1969 deutlich. Baselland wollte nicht nur an der Urne selbstständig sein, der Kanton investierte in Bildung, Ge- sundheitswesen und Strassen. Vier Gymnasien entstanden in kurzer Zeit – die jungen Basel- bieterinnen und Baselbieter sollten ihre Reife nicht mehr in der Stadt holen. Im Oktober 1973 weihte der damalige Gesundheitsdirektor Manz auf dem Bruderholz ein Spital ein, das wie eine Trutzburg massig über der Stadt

thronte. Auch im Strassenbau geizte man nicht. Eine Tunnelumfahrung durch geolo- gisch heimtückisches Sissacher Gestein konnte nicht teuer genug sein. Man schöpfte aus dem Vollen und zahlte dennoch weniger Steuern als die Stadt. Die Politiker klopften sich auf die Schultern, und wenn Wahlen nahten, schlos- sen sich die dominanten Parteien zur Bürgerli- chen Zusammenarbeit (Büza) zusammen und gewannen locker Mehrheiten.

Und jetzt ist plötzlich alles anders: Die Büza gibt es nicht mehr, Firmen ziehen weg, die Staatskasse ist leer, Sparpläne finden keine Mehrheiten. Die Stadt Basel kann Steuern senken, und das Baselbiet muss vielleicht bald das Gegenteil tun. Was ist geschehen? Unsere Titelgeschichte widmet sich der unerfreulichen Wandlung des Baselbiets, das in den letzten Jahren zu einem unsicheren Partner für umliegende Kantone und vor allem für die Stadt Basel geworden ist. Und das vor grossen Zerreissproben steht, wenn es in den kommen- den Wochen entscheiden muss, wo wie viele Millionen Franken gespart werden müssen. 

Nächster Artikel