Ein Heilmittel darf etwas kosten

Staat und Wirtschaft sollten die Kinderbetreuung schon aus Eigeninteresse stärker alimentieren.

Staat und Wirtschaft sollten die Kinderbetreuung schon aus Eigeninteresse stärker alimentieren.

Es gibt wenige Wunderheilmittel in der Politik, aber Kitas sind so eines. Fachkräftemangel? 50’000 Schweizer Hausfrauen haben ein Studium abgeschlossen, doch weil sie keine Chance haben, Arbeit und Familie in Einklang zu bringen, bleiben sie zu Hause.

Loch in der AHV? Nordische Länder mit günstiger, flächendeckender Kinderbetreuung haben deutlich höhere Geburtenraten als die Schweiz. Abgehängte Schüler? Kita-Kinder, das zeigen europäische Untersuchungen, können später besser lesen und rechnen, fallen seltener aus dem System.

In der Schweiz ist diese Botschaft nie angekommen. In kaum einem anderen vergleichbaren Land bezahlt der Staat so wenig an Kinderkrippen, werden Eltern derart zur Kasse gebeten. Das Geld fehlt nicht nur im Familienbudget, es fehlt trotz horrender Tarife auch in den Kitas selbst. Gespart wird notgedrungen beim Personal. Burnouts und Überforderung sind an der Tagesordnung. Selbst Betreuungsriesen wie die Basler Familea-Gruppe kommen wirtschaftlich nicht über die Runden.

Auch Firmen finden es kaum nötig, Geld dafür aufzuwerfen, dass ihre Angestellten arbeiten kommen, statt zuhause Windeln zu wechseln.

Zumindest in der Deutschschweiz glauben viele Politiker noch immer, Kinderbetreuung sei Privatsache: Wer es sich nicht leisten kann, soll halt zu Hause bleiben. Auch das seit vielen Jahren rot-grün regierte Basel bildet da keine Ausnahme.

Der Stadtkanton hat in den letzten Jahren zwar viele Kita-Plätze geschaffen, bezahlen will er dafür aber so wenig wie möglich. Auch Firmen finden es kaum nötig, Geld dafür aufzuwerfen, dass ihre Angestellten arbeiten kommen, statt zuhause Windeln zu wechseln.

Man muss nicht ins Kita-Paradies Dänemark blicken, um Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken. Im Kanton Waadt beteiligt sich das Gemeinwesen deutlich stärker an den Kosten und auch die Firmen sind verpflichtet, einen Beitrag zu leisten. Das Waadtländer Modell könnte Basel als Vorbild dienen. Auch am Rheinknie muss man nicht jedes Heilmittel selbst erfinden.

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