Fordern Sie uns heraus, Herr Beck!

Raus aus dem Elfenbeinturm: Basel braucht ein Theater, das Haltung zeigt und sich wieder einmischt in Basel.

Der neue Spielplan des Theaters Basel: mehr ein Statement als eine Programmvorschau – und ein Versprechen, das noch eingelöst werden muss. (Bild: Remo Leupin)

Nach Jahren der Beliebigkeit braucht das Schauspiel am Theater Basel dringend eine Frischzellenkur. Eine solche verspricht der neue Theaterdirektor Andreas Beck. Und wir wünschen uns noch mehr: ein Theater, das Haltung zeigt und sich wieder einmischt in Basel.

Mit seiner ersten Amtshandlung sorgte Andreas Beck letzte Woche zunächst einmal für etwas Unordnung auf unserem Schreibtisch. Eine Beige plakatähnlicher Blätter, aufwendig gestaltet, mit grossen Buch­staben bedruckt und in eine dicke Plastikhülle ­verpackt – einen solchen Spielplan hat man in ­Basel schon lange nicht mehr gesehen.

Wochenthema: Neuaufbruch am Theater Basel
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Keine Frage, hier trägt einer opulent auf. Und er scheut sich auch nicht vor grossen Ansagen. Er wolle an die «Basler Dramaturgie» anknüpfen, verspricht der neue Theaterdirektor. An die Zeit von Werner Düggelin und Friedrich Dürrenmatt, als das Schauspiel grosse alte Stoffe mit frischen Inhalten auflud, Kontroverses auf die Bühne brachte und gerne auch mal Protest provozierte.

Das tönt vielversprechend nach neun langen Jahren, in denen das Schauspiel meistens beliebig, behäbig und deshalb langweilig war. Gerne hätte man sich mehr herausfordern lassen von Arbeiten, die sich dem ­Leben ausserhalb des Elfenbeinturms annehmen – wie etwa Volker Löschs subversive Bearbeitung von «Biedermann und die Brandstifter» (2014), welche die Masseneinwanderungs­initiative thematisierte und prompt zum Publikumsrenner wurde.

Raus aus dem Elfenbeinturm

Solches wurde unter Georges Delnons Intendanz zu wenig geboten. Wehmütig erinnerte man sich an die Zeiten von Schauspieldirektor Stefan Bachmann zurück (1998–2003), der mit ­seiner Truppe akute Basel- und Schweizthemen verarbeitete. Und an Schauspielerinnen und Dramaturgen, die auch ausserhalb des Theaters im ­Kulturleben der Stadt sichtbar waren und ihr Basler Engagement nicht bloss als Sprungbrett für höhere Weihen im Ausland betrachteten.

«Wir denken von hier aus über die Welt nach», sagt Andreas Beck im Interview. Machen Sie noch mehr, Herr Direktor. Mischen Sie sich ein in ­Basel. Inspirieren und irritieren Sie uns.

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