Fordern statt sich fördern lassen

Am 30. November stimmt die Schweiz über die Ecopop-Initiative ab. Am gleichen Tag befindet Basel-Stadt über die Integrationsinitiative der SVP. Es wird Zeit, der Fremdenfeindlichkeit etwas entgegenzusetzen.

Am 30. November stimmt die Schweiz über die Ecopop-Initiative ab. Am gleichen Tag befindet Basel-Stadt über die Integrationsinitiative der SVP. Es wird Zeit, der Fremdenfeindlichkeit etwas entgegenzusetzen.

Stellen Sie sich vor, Sie wären Ausländer und, sagen wir, Anfang Jahr in die Schweiz gekommen. Auf Plakaten warb die SVP für eine Beschränkung der «Masseneinwanderung». Am 9. Februar wären Sie vielleicht erleichtert gewesen, denn die SVP-Initiative wurde zwar angenommen, aber Sie hatten es ja schon geschafft. Vielleicht wären Sie gerührt gewesen ob des Entsetzens, dem die Überstimmten nach der Annahme der Initiative Ausdruck gaben. Gewiss hätten Sie sich gewundert, warum die Schweiz erst Ja sagt zur Abschottung und sich dann darüber empört.

Noch bevor Sie Ihre Analyse beenden konnten, hätten Sie von der Ecopop-Initiative erfahren. Sie hätten sich noch mehr gewundert: Bevor die SVP-Initiative umgesetzt ist, stimmt man über ein zweites Begehren ab, neben dem das erste geradezu gemässigt erscheint? Fast alle politischen Parteien, Gewerkschaften wie Arbeitgeberverbände, Kirchen wie Konjunkturforschungsstellen lehnen die Initiative ab – und doch fürchten viele ein Ja?

Vermutlich hätten Sie sich gefragt, ob der Entscheid, in die Schweiz zu gehen, wirklich so weise war. Aber wenigstens hat es Sie nach Basel verschlagen, wo man sich der Segnungen der Einwanderung bewusst ist und sich zur Multikulturalität bekennt. Und dann hätten Sie zwei Basler über die Integrationsinitiative der SVP diskutieren gehört. Die gleiche Partei, die Ausländer von der Schweiz fernhalten will, verlangt Massnahmen, die die bereits Eingewanderten zwingen will, sich zu integrieren?! Sie hätten die Welt nicht mehr verstanden.

Eine, die für ihr Alter ziemlich viel von der Welt versteht, ist Laurie Penny. Die 28-jährige Schriftstellerin aus London hat die Nase voll vom sexistischen System. Sie will sich nicht fördern lassen. Sie fordert. Und zwar nicht weniger als eine feministische Revolution. Dazu braucht es Mut und Selbstbewusstsein. Und eine Portion Wut.

Was muss noch passieren, bevor unsere Wut über das fremdenfeindliche System zu Mut wird? 

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