Frau Fasnacht und das Frauenstimmrecht

Die Fasnacht greift gerne gesellschaftspolitische Themen auf. Wenns um die Frau geht, wird aber meist geschwiegen. Zum Glück?

Eine Putzfrauen-Clique – repräsentiv für das Frauenbild an der Basler Fasnacht?

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Die Fasnacht greift gerne gesellschaftspolitische Themen auf. Wenns um die Frau geht, wird aber meist geschwiegen. Zum Glück?

Sie sind vorbei, die drei schönsten Basler Tage. Und doch geht es in diesem Heft noch einmal um die Fasnacht, in vielen Bildern und auch in der Kolumne von Georg Kreis. Der emeritierte Geschichtsprofessor erörtert darin die Geschlechterrollen der «Frau Fasnacht», wie die Basler ihre «drey scheenschte Dääg» auch nennen. Und dabei fragt sich unser Autor, warum hauptsächlich junge Frauen gestopft werden – Blaggedde hin oder her.

Im Kern aber geht es ihm um eine andere Frage: Georg Kreis verknüpft die Fasnacht mit dem Frauenstimmrecht, das Basel vor 50 Jahren beschlossen hat, am 26. Juni 1966. Doch weder in jenem Jahr noch heute wurde das Thema an der Fasnacht verhandelt, nicht in Schnitzelbänggen und auch nicht als Sujet, hat Kreis herausgefunden. Dabei scheut die Fasnacht sonst keine gesellschaftskritischen Fragen, hat sogar die Rolle des Hofnarren inne, der alles darf, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Sie ist ein dankbares Ventil. 

Was relevant ist, wird thematisiert

Sie hat auch einen gesellschaftspolitischen Stellenwert: Was an der Fasnacht thematisiert wird, hat es geschafft, ist relevant. Das Frauenstimmrecht war – so muss uns scheinen – selten wichtig genug. 1959 im Nachhall von Iris von Rotens Buch «Frauen im Laufgitter» zwar noch als «Frauenzwängrecht» präsent, verlor man an der Fasnacht 1966, als Basel vor der Abstimmung stand und ein grosser Teil der Schweizer Frauen noch darauf wartete, kein Wort darüber. Und auch heuer nicht, wohl weil seit 45 Jahren alle Frauen auf Bundesebene wählen dürfen und das Thema damit gegessen scheint.

Doch die Fasnacht ist trotzdem nicht über Genderfragen erhaben, auch wenn die männliche Prägung der dreitägigen Veranstaltung immer mehr abnimmt. Auf der Gasse trifft man vor allem «alte Tanten» oder Vamps an, und noch immer steht hauptsächlich die Frau aus dem Publikum im Visier der Waggis.

Als Frau kann man sich da nicht wirklich drüber freuen, aller Gleichberechtigung unter der Larve zum Trotz. Doch immerhin ist nacktes Fleisch an der Basler Fasnacht verpönt, ebenso eine vulgäre Sprache. Als gebürtige Ostschweizerin weiss ich wenigstens das zu schätzen.

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