Mit attraktiven Programmen gewinnen Freikirchen immer mehr jugendliche Mitglieder. Selbst Kinder werden missioniert.
Es war wohl die grösste religiöse Jugendveranstaltung, die je in Basel stattgefunden hat. Und auch der Ort war speziell: In den Ausstellungshallen der Messe Basel, wo sonst teure Uhren oder Kunst verkauft werden, trafen sich zwischen Weihnachten und Neujahr rund 6400 junge Leute aus der ganzen Schweiz, um zu beten, über richtige Lebensführung zu diskutieren und an den abendlichen Partys wild zu feiern.
Renato Beck war beim Basler «Praise Camp» vor Ort. Sein Eindruck: Auf den ersten Blick unterscheidet sich dieser Grossanlass wenig von anderen Jugendkultur-Events. Nach Workshops über Sexualität, Spiritualität oder Menschenhandel tanzten die jungen Leute in hippen Klamotten zu Dance-Pop.
Auch was die Organisation betrifft, erinnern die Camps wenig an traditionelle christliche Veranstaltungen. Die Abwicklung ist hochprofessionell wie auch das Marketing. Der speziell für das Basler «Praise Camp 14» produzierte Song «Kingdom» stürmte am Silvestertag auf Platz 1 in den iTunes-Charts und landete in der ersten Januarwoche auf Platz 4 der Schweizer Hitparade. Und der Livestream aus der Basler Messe wurde zig tausend Mal aus mehr als 65 Ländern aufgerufen. Von solchen Erfolgen können die Verantwortlichen der traditionellen Landeskirchen, deren Mitgliederzahl Jahr für Jahr sinkt, nur träumen.
Doch was bringt immer mehr junge Christen dazu, sich Freikirchen anzuschliessen und sich deren rückwärtsgewandten Rollenbildern und strengen sexuellen Regeln zu unterwerfen?
Es ist das attraktive Rundum-Programm, das nebst traditionellen Angeboten wie Gottesdiensten auch trendige Freizeitaktivitäten umfasst, wie unser Wochenthema zeigt. Und die Vertreter dieses neuen konservativ-christlichen Milieus bauen ihren Wirkungskreis gezielt aus – mit speziellen Freizeitangeboten für Kinder.