Es dauerte beschämend lange, bis in Basel und in der Schweiz auch die Frauen politisch mitreden konnten. Und bis heute ist der Gedanke der Gleichstellen nicht in allen Köpfen angekommen.
Abstimmen und Wählen ist Bürgerpflicht. Regelmässig beklagen sich heute konservative Kreise mit diesem Spruch über tiefe Stimmbeteiligungen. Was heute bemängelt wird, blieb der Hälfte der Bevölkerung bis vor 50 Jahren aber grundsätzlich vorenthalten.
Die Männer in Basel-Stadt haben ihren Frauen das Stimm- und Wahlrecht erst 1966 nach grossen Diskussionen zugestanden. Und Basel-Stadt war damit der erste Deutschschweizer Kanton überhaupt. Baselland folgte zwei Jahre später. Vorausgegangen war die Bürgergemeinde Riehen, die am 26. Juni 1958 als erste in der Schweiz das Frauenstimmrecht einführte.
Aber was wäre, wenn die Schweizer Männer sich weiter wieder und wieder gegen das Frauenstimmrecht entschieden hätten?
Dann wären 1970 im Kanton Basel-Stadt rund 100’000 Frauen von etwa 85’000 Männern dominiert worden. Wir hätten heute noch immer ausschliesslich Männer in Parlament und Regierung und könnten uns nicht über die Arbeit von Eva Herzog oder Anita Fetz freuen oder auch ärgern.
Auch unsere Verfassung und unsere Gesetze sähen anders aus: Wir hätten vermutlich kein Gentech-Moratorium und kein Antirassismusgesetz. Dafür hätten wir Männer mit der Durchsetzungsinitiative ein Eigengoal geschossen.
Dass wir heute in anderen Bereichen noch immer über die Gleichstellung von Frau und Mann diskutieren, ist beschämend. Gänzlich inakzeptabel wird es, wenn wir einen führenden Politiker wie SVP-Asylchef Andreas Glarner sehen, der Frauen aufgrund ihres Aussehens attackiert. Noch vor 50 Jahren wurden Frauen elementare Bürgerrechte vorenthalten – seither ist in vielen Köpfen viel passiert, aber offenbar noch nicht in allen.