Auch wenn es Rendite bringt: Menschen, die lange am selben Ort wohnen, kann man nicht einfach umpflanzen. Sie sind keine Bäume!
Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Liegenschaft wird von langjährigen Mietern bewohnt. Die Mieten sind günstig, saniert wurde stets nur das Nötigste. Die Rendite genügte den Ansprüchen der Eigentümer.
Dann kommt ein findiger Berater, ein befreundeter Architekt oder ein neuer Manager auf die Idee, dass hier noch mehr Gewinn drinläge. Denn Wohnraum ist knapp, es gibt genug solvente Mieter und die Zinsen für Kapital sind tief.
Doppelt blöd
Die Besitzer wollen nun ihre Liegenschaft komplett sanieren und «modernen Ansprüchen anpassen». Blöd nur, dass in diesen Häusern Menschen wohnen, und blöd auch, dass die Menschen umso älter sind, je länger und treuer sie bereits Miete für diese Wohnungen bezahlt haben.
Blöd ist das deshalb, weil eine Totalsanierung eines leer stehenden Gebäudes einfacher ist. Was macht also die Liegenschaftsverwaltung: Sie kündigt allen langjährigen Mietern. Den älteren Menschen bleibt vielfach nur noch der Wechsel ins Altersheim.
Im aktuellen Fall an der Mühlhauserstrasse wehren sie sich öffentlich. Sie wehren sich dagegen, nach über 40 Jahren aus ihren Wohnungen geworfen zu werden. Und das ist richtig so. Denn das oben skizzierte Vorgehen beschreibt keinen Einzelfall, sondern nimmt stets zu. Und das geht gar nicht!
Rendite ohne Würde
Denn Menschen schlagen Wurzeln, wenn sie lange am selben Ort leben. Sie vernetzen sich und bilden Symbiosen mit anderen. Werden sie herausgerissen, verkümmern viele oder sind auf Hilfe angewiesen – Letzteres oft auf Kosten der Allgemeinheit. Sie sollten ihr Heim deshalb nur im Notfall wechseln müssen und nicht, weil Eigentümer mehr Rendite erwirtschaften können.
Hier muss gesellschaftliche Verantwortung vor Eigennutz gestellt werden. Besonders störend am aktuellen Fall: Bei der Liegenschaftsverwaltung handelt es sich um Immobilien Basel-Stadt und bei der Eigentümerin um die Pensionskasse des Kantons.