In Basel wird mit neuen Lernformen experimentiert. Das ist gut so. Nur wer Neues ausprobiert, kann die Schule weiterentwickeln.
Die Schule verändert sich. Und das ist gut so. Wer denkt schon gerne an die Mathematik-Doppelstunde zurück, in welcher der Lehrer 90 Minuten lang Formeln an die Tafel kritzelte und die Zahlen trotzdem keinen Sinn ergaben? Die Schule, wie wir sie von früher kennen, ist nicht die beste Form, Kinder aufs Leben vorzubereiten.
Deswegen tut es gut, wenn Basel mit neuen Lernformen experimentiert. An der Theobald Baerwart Schule gibt es seit eineinhalb Jahren Lernateliers, in denen Schülerinnen und Schüler während manchen Schulstunden selbstständig lernen. Auch vier weitere Schulen probieren das aus.
Ein Besuch an der Theobald Baerwart Sekundarschule zeigt: Das funktioniert. Der 14-jährige Malik lernt zusammen mit seinen Gspänli im Grossraum-Klassenzimmer – alleine, mit Hilfe der anderen Schülerinnen und Schüler oder unterstützt durch die Lehrpersonen. Der Unterricht im Lernatelier macht ihm Spass. Und das Beste daran: Er kommt in Kontakt mit einer breit gefächerten Schülerschaft. Katharina, die eine Lehre als Coiffeuse machen will, und Salma, die ein Studium anvisiert, sitzen gleich nebenan.
Eine solche Lernform hat viele Vorteile: Schülerinnen und Schüler werden zur Selbstständigkeit erzogen, Lehrerinnen und Lehrer lernen im Team zu arbeiten – beide erhalten mehr Freiheiten. Darin liegt die Chance – und auch die Gefahr.
Denn nicht allen entspricht diese Art von Unterricht. Rolf Schönenberger, der Lernateliers im Thurgau bereits in den 1990er-Jahren entwickelte, warnt davor, die neue Lernform gegen den Willen der Lehrpersonen einzuführen. Denn sie müssen die Reform tagtäglich mittragen.
Aber es gibt genug Lehrpersonen, die zu Veränderungen bereit wären, man muss ihnen nur Raum geben, zu experimentieren. Das liegt nicht nur am Kanton, der in Basel einen vergleichsweise breiten Rahmen vorgibt.
Es sind Experimente wie jenes an der Theobald Baerwart Schule, welche die Schule ein Stück besser machen.
Es liegt auch an den Eltern, Experimente zuzulassen. Sie sollten sich nicht von Grundsatz-Kritikern wie Jürg Wiedemanns Komitee Starke Schule Baselland einlullen lassen. Dieses will zurück zur Schule, wie sie vor fünfzig Jahren war.
Dieser Anspruch bringt unsere Kinder und Jugendlichen nicht weiter. Es sind Experimente, wie jenes an der Theobald Baerwart Schule, welche die Schule ein Stück besser machen. Hoffentlich besser als unsere Erinnerung daran.