Die SVP sorgt sich mal wieder um den Erhalt von Schweizer Traditionen. Doch wie wir unsere Werte wirklich erfolgreich leben können, zeigt unsere Nationalmannschaft mit Eingeborenen und Eingebürgerten.
Die SVP ist nach der deftigen Abstimmungsniederlage im Zugzwang. Ihre Mitglieder überbieten sich deshalb mit Vorstössen und Forderungen. An vorderster Front dabei sind zwei SVP-Nationalrätinnen:
Mit ihrer Anfrage an den Bundesrat, hat die Aargauerin Sylvia Flückiger ihre Sorge um die Bedrohung der Schweiz durch vermeintlich fremde (weil muslimische) Derwisch-Tänze bei der Gotthard-Eröffnung ausgedrückt. Und die Baselbieterin Sandra Sollberger möchte die Tradition des Handschlags in der Schule vom Bund absichern lassen.
Diese Anliegen, aus Angst um die nationale Kultur und dem Verlust des landestypischen sozialen Verhaltens vorgebracht, sind anscheinend sinnstiftend für die SVP als Ganzes. Und die nächsten Ideen, wie man die Ängste vor dem Ausverkauf der Heimat schüren kann, sind vermutlich schon in der Pipeline. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Pflicht zum Absingen der Nationalhymne im Kindergarten, zwangsweise Namensänderungen auf Meier, Brunner oder Müller bei Einbürgerungen oder für den Vorrang von Schweizer Produkten in den Regalen von Coop und Migros? Wichtig wäre auch die Unterscheidung zwischen echten Schweizern und bloss eingebürgerten – vor allem bei denjenigen, die sich nicht dauernd und deutlich zur Schweiz bekennen?
An der Fussball-Europameisterschaft werden wir unsere Landesauswahl mit eingebürgerten Migranten, Secondos oder Drittgeneratiönlern anfeuern. Und wir werden die Schweizer im Team Albaniens am Samstag verbal ausbürgern, weil sie sich ja gegen uns entschieden haben.
Das ist natürlich alles Quatsch, und das weiss auch die SVP: Migration ist eine Riesenchance für eine Schweiz, deren Gesellschaft zunehmend überaltert. Und nichts anderes zeigt unser Nationalteam: Wenn man Menschen konsequent fördert, statt an ihrer Bildung zu sparen, werden sie zu Hoffnungsträgern für ein ganzes Land.