Die Schulreform-Gegner nutzen die Baselbieter Wahlen raffiniert für ihre eigenen Ziele – ein lobbyistisches Meisterstück.
Eine «Wirtschaftsoffensive», die nicht in die Gänge kommt, Fehler in der Spitalplanung, Schulden, Investitionsstau: Im Baselbiet gibt es einige grosse Probleme zu lösen. Im Wahlkampf macht aber derzeit vor allem ein Thema von sich reden – die Reform der Schule.
Die Taktik der Gegner der Schulharmonisierung (HarmoS) und des Lehrplans 21 ist ein lobbyistisches Meisterstück. Geschickt nutzen der Grüne Jürg Wiedemann und seine Mitstreiter für eine «Starke Schule Baselland» die Wahlen vom 8. Februar für ihre eigenen Ziele. Kaum hatten sie im Spätherbst drei Initiativen gegen die Schulreformen eingereicht, portierten sie mit einem Paukenschlag am Jahresende die freisinnige Monica Gschwind als «unsere neue Bildungsdirektorin».
Die Gemeindepräsidentin von Hölstein hat bislang zwar noch keine Stricke für Schul- und Bildungsthemen zerrissen. Doch bereits hat sie ihren beiden gefährlichsten Gegnern Regula Nebiker und Daniel Münger (beide SP), die im vergangenen August als Erste ins Rennen gingen, die Show gestohlen.
Alle gegen Urs Wüthrich
Das Tamtam um Gschwind und die im Landkanton so verhasste Schulreform kommt auch dem einen oder anderen Bisherigen nicht ganz ungelegen. Die «Bed and Breakfast»-Affäre, die die Partei von SVP-Gesundheitsdirektor Thomas Weber in arge Nöte brachte? Definitiv vergessen. Der «Fall Sibel Arslan»? Er wird dem Grünen Isaac Reber kaum schaden. Selbst die schwächste bürgerliche Kandidatin, die auch parteiintern kritisierte FDP-Baudirektorin Sabine Pegoraro, steht (derzeit) nicht mehr im Schussfeld.
Dafür umso mehr der abtretende SP-Bildungsdirektor Urs Wüthrich, dem seit seiner Rücktritterklärung im Januar 2014 nur noch die Rolle des «lame duck» in der Exekutive beschieden war. Jetzt schiesst sogar seine Parteikollegin und Amtsanwärterin Regula Nebiker gegen ihn.
«Ich würde mich als Bildungsdirektorin darum bemühen, der Lehrerschaft die Hand zu reichen. Es braucht einen Neuanfang», sagte Nebiker diese Woche in einem Interview mit der «Basler Zeitung» und verärgerte damit einige ihrer Parteimitglieder. So rasch macht der Gschwindsche Offensivwahlkampf Schule.