Das Ende der Atomkraft in der Schweiz naht. Die Frage ist nur noch, wann wir den Stecker ziehen.
Wir stimmen am 27. November nicht darüber ab, ob die Schweiz ihre Atomkraftwerke stilllegt. Es geht nur darum, wann wir die Anlagen abschalten.
Nicht einmal Gegner der Initiative «Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie» geben sich als Atom-Apologeten. Sie wollen bloss Zeit schinden. «Geordnet aussteigen geht anders», überschrieb die NZZ einen Kommentar. Das ist nicht der Brustton der Überzeugung. So tönt ein Rückzugsgefecht.
Die Schweiz wird so oder so aus der Atomenergie aussteigen. Die vom bürgerlich dominierten Parlament verabschiedete «Energiestrategie 2050» sieht vor, die AKW eines nach dem anderen auslaufen zu lassen. Sie will im Grundsatz dasselbe wie die Initiative, bloss etwas langsamer in der praktischen Umsetzung. Einzig die SVP hat gegen die Energiestrategie das Referendum ergriffen. Aber wann hat diese Partei das letzte Mal eine Abstimmung gewonnen, bei der sie nicht gegen Ausländer hetzen konnte?
Drohen ist keine schlaue Strategie
Die Befürworter eines langsamen Ausstiegs malen Abgaswolken aus Kohlekraftwerken an den Horizont. Doch eigentlich geht es ihnen, besonders den AKW-Betreibern, ums Geld. Darum kündigte Axpo-Chef Andrew Walo Schadenersatzforderungen an, sollte er seine Anlagen nicht bis zum Ende ihrer betriebswirtschaftlich vorgesehen Laufzeit amortisieren können. Keine schlaue Strategie, denn der Schweizer Souverän neigt dazu, Drohungen mit Trotz zu begegnen.
Weg von Hochrisikotechnologien und Dreckstrom, das ist der Weg, den eine Mehrheit in der Schweiz gehen will. Nicht nur in Basel-Stadt, wo der Grosse Rat diese Woche in seltener Geschlossenheit ein mittelfristiges Umschwenken auf erneuerbare Energien beschlossen hat. Auch die Bergkantone kennen die Vorteile von Wasserkraft, Solarstrom, Windenergie – und das Gezänk mit Landschaftschützern.
Das Ende der Atomkraft in der Schweiz naht. Die Frage ist, wann wir den Stecker ziehen. Und wie wir lernen, Energie effizient und ressourcenschonend zu nutzen.