Ein paar kurze (und keinesfalls abschliessende) Gedanken zur Schweiz am 1. August.
Rund um die Schweiz befindet sich die Welt in Aufruhr: Probleme in der EU, Terrorattacken, Flüchtlingskrise. Die Menschen werden unsicherer, also suchen sie nach Werten, die ihnen Halt geben. Konservative Tendenzen, dem Wunsch nach Abgrenzung und einfachen Lösungen geschuldet, verstärken sich.
Immer häufiger ist von Werten die Rede, sie werden (nicht nur von der SVP) hochgehalten oder in Abrede gestellt, man will sie verteidigen. Doch was sind diese Schweizer Werte überhaupt? Kann sie jemand aufzählen? Kaum.
Jeder hat seine eigene Antwort auf die Frage, ganz im Sinne der individuellen Selbstverwirklichung, nach der die heutigen Generationen streben. Dies jedoch verhindert einen Wertekonsens, der für eine Diskussion als Basis dienen könnte.
Lasst uns darüber reden!
Bewusst wird man sich der vielbeschworenen Werte erst, wenn sie gefährdet sind. Erfahrbar wurde dies beispielsweise in der Therwiler Handschlagdebatte: Plötzlich war Respekt als Grundwert in aller Munde.
Gerade hier wurde ein zentrales Problem der Wertediskussion sichtbar: Wir sind schnell bereit, auf Werte zu pochen – haben aber Probleme, selber nach ihnen zu leben.
Wir fordern den Handschlag als Zeichen des Respekts – lassen diesen aber in der Diskussion darüber manchmal selber vermissen.
Wir fordern Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt und Rechte für Arbeitnehmer – lassen uns aber von Uber heimchauffieren.
Wir fordern Qualität – sind aber immer weniger bereit, dafür zu bezahlen.
Bedeuten solche Beispiele, dass wir scheinheilig sind?
Unabhängig davon, wie die Antwort darauf lautet: Wenn man über Werte diskutiert, wäre es wichtig zu wissen, worüber man redet. Neue Definitionen sind angebracht: Was ist die Schweiz? Was will sie, was sollte, was kann sie sein?
Am 1. August hätten wir Zeit, darüber nachzudenken. Denn ein Feiertag ist nicht nur dazu da, Feuerwerk in den Himmel zu jagen.