Gegen Spekulanten kann eine Quartierbevölkerung nur gemeinsam gewinnen. Wenn sie sich gegenseitig aufreibt, reiben sich Investoren die Hände.
Der Immobilienmarkt im Gundeli spielt verrückt. Günstige Altbauten weichen Neubauten für zahlungskräftige Zuzüger. Es ist eine Entwicklung, die als Aufwertung oder Gentrifizierung bezeichnet wird. Doch das sind Schlagworte. Was solche Veränderungen für Menschen bedeuten, die davon betroffen sind, erzählen einige Gundelianer in unserer Titelgeschichte.
Wobei: Gundelianer? Nachdem wir den Artikel online publiziert hatten, monierten Leserinnen und Leser in den Kommentarspalten, die Porträtierten seien mehrheitlich Zugezogene, also sicher keine «richtigen» Gundelianer.
Mit Verlaub: Dürfen nur Alteingesessene über «ihren» Stadtteil reden? Ich selber bin erst vor gut zwei Jahren nach Basel gezogen. Betreffen mich Veränderungen in meinem Quartier deshalb weniger? Geht es mich nichts an, wenn in der Nachbarschaft türkische Familien ausziehen und Platz machen für Expats und Schweizer Paare? Und was erlaube ich mir, auch noch ein Editorial zu diesem Thema zu verfassen?
Eine Stadt lebt von der Veränderung. Wichtig ist dabei, dass die Stadtbewohnerinnen und -bewohner diese Veränderungen mitgestalten können. Einbezug motiviert zu Engagement – egal, ob jemand seit Generationen in «seiner» Strasse lebt oder erst kürzlich zugezogen ist.
Gegen Spekulanten kann eine Quartierbevölkerung nur gemeinsam gewinnen. Wenn sie sich gegenseitig aufreibt, reiben sich Investoren die Hände.
Spannend ist das Leben da, wo es eine Vermischung gibt. Monokulturen hingegen sind öde, egal, ob die aus Expats oder Genossenschaftern bestehen. Es geht nur miteinander. Ob Santihansler, Kleinbasler oder in welchem Quartier auch immer wir wohnen: Wir sind alle Gundelianer.