Ein Grill, ein Bier – was braucht Frau mehr?

Gasgrills sind für Weichspüler, Kohle ist okay, aber wahre Könnerinnen kriegen auch nasses Holz zum Brennen.

Heiss, heiss Baby.

Das Ueli rinnt kühl die Kehle runter, das Fett des Schweinehalses zischt – es braucht nicht viel, um eine Frau glücklich zu machen: ein Grill, ein Bier, fertig. Aber ein rechter Grill muss es sein. Kohle, klar, sonst kann ich gleich den Herd anmachen und mein Steak in die Bratpfanne hauen, Gas ist für Anfängerinnen.

Auch kommt mir kein billiger Winzling aus dem Grossverteiler in den Garten wie zu Studizeiten. Ich brauche Platz! Vor zwei Jahren habe ich mir deshalb den «Master-Touch GBS» geleistet, einen Kugelgrill von Weber. Durchmesser: 57 cm. Da passen locker zwei Lammracks drauf und noch dazu ein Haufen Würstli.

Auf meinem Grill kann ich niedergaren

Und noch wichtiger: So viel Grillfläche ermöglicht es mir, die Kohle nach Bedarf zu arrangieren. Auf der einen Seite mache ich Glut, auf der anderen Seite keine, dann Deckel zu und die Hitze verteilt sich in der Kugel. Zuerst gare ich mein Steak bei tiefer Temperatur langsam auf der glutfreien Seite und dann, am Schluss, haue ich das Fleisch noch zwei Minuten direkt über die Glut, für eine richtig würzige Kruste. So wird aus einem zu Unrecht so bezeichneten «zweitklassigen» Schweinehals ein erstklassiges Grill-Filet.

Sie haben schon recht verstanden: Auf meinem Grill kann ich niedergaren – mein Masterbaby hat nämlich einen Temperaturmesser. Wenn ich Besuch habe und angeben will, stelle ich dazu noch eine kleine Schale mit Bier in die Glut, damit das Fleisch saftiger wird.

An und für sich könnte man auf meinem Grill sogar Curryreis kochen, mit dem Weberschen Grill-WOK. Aber Sorry, da bin ich einfach konservativ, wer Schischi will, soll in die Küche. Wenn schon grillen, dann richtig: Rind, Lamm, Fohlen oder Ferkel.

Wer ist die Schnellste?

Allerdings muss ich schon auch sagen: Ich war nicht immer Feuer und Flamme für den Kugelgrill. Seien wir ehrlich, Kohle zu Feuer verhält sich wie Gas zu Kohle: It’s for Weichspüler. Dort, wo ich herkomme, brät man über dem Feuer, wie es sich gehört. Meine Mutter zeigte mir, als ich noch ein kleines Kind war, wie man mit dem Beil von Holzscheiten Späne abhaut und das Kleinholz zu einem Türmchen aufstapelt.

In der Pfadi veranstalteten wir später regelrechte Wettbewerbe, wer aus nassem Holz am schnellsten Feuer macht. Es fuchst mich bis heute, dass meine Cousine es (noch) besser konnte als ich, nichts macht hässiger, als wenn das Feuer nicht brennen will. Oder wenn einer einem reinredet.

Einmal

Einmal Master, immer Master.

Bringst du mir ein Calanda, bitte?

Am schönsten ist das Bräteln auf unserer Alp im Dischma, Davos. Dort haben wir selber eine Feuerstelle in einen Fels gebaut, sie hat zwei Kammern, links mit Specksteinplatte für die grossen Fleischstücke mit hohem Fettanteil (damit’s nicht in die Glut tropft), rechts mit Grillrost für das Gigot. 

Da steht man dann in der Nachmittagssonne auf 2000 Metern, die Hitze der Glut im Rücken, das Rauschen des Bachs in den Ohren, und lässt es brutzeln. Früher pflegte meine Mama dann zu sagen: «Andrea, hol mir doch bitte ein Calanda aus dem Brunnen.» Ich freu mich schon auf meine Sommerferien, meine Tochter kann jetzt gehen und mag mit ihren Armen knapp in den Brunnen reichen, sodass ich selber, Sonne im Gesicht und Gigot im Rücken (in der gusseisernen Pfanne auf dem Rost), zu ihr sagen kann: «Liabi, holst du mir ein Ueli aus dem Brunnen, bitte?»

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