Die erste kosovarische Musicaltruppe gastiert in der Schweiz. Die 19-Jährige Yllka Lota ist eine der glücklichen Jugendlichen. Kurz vor ihrer Rückreise tritt die Truppe ein letztes Mal in Dornach auf.
Yllka Lota ist von der Schweiz hingerissen. «Alles, sogar die Blätter an den Bäumen, erscheint mir so wundervoll.» Für die 19-jährige Kosovarin ist es keine Selbverständlichkeit, Europa kennenzulernen. Ihr Land befindet sich zwar im Herzen des Kontinents, ist dort aber eingeschlossen wie in einer Festung. Aufgrund der Nachkriegsarmut sind Visa kaum erhältlich. Doch Lota und 62 andere haben es geschafft.
Dorothea und Georg Fankhauser ermöglichten der Musicaltruppe Auftritte in der Schweiz im Rahmen des «culturescapes»-Festivals, unter anderem an der Rudolf Steiner Schule auf dem Jakobsberg. Am Montag 28. wird das Musical im «Neuen Theater» in Dornach aufgeführt.
Lota studiert Schauspiel in Tirana, Albanien. Wie die meisten Teilnehmer des Musicals ist sie an der Musikschule in Gjakova, die zum ersten Mal im Kosovo Musicals auf die Bühne bringt. Die Musikschule wurde von Astrit Pallaska ins Leben gerufen. Der Anfang wurde bereits während der Kriegszeit mit einem Chor gemacht – die Leute hatten weder Zugang noch die nötigen Mittel zum Erwerb von Musikinstrumenten.
Begeisterte Schauspielerin seit Kindesjahren
Das aktuelle Stück «Arjeta & Gezimi» scheint auf den ersten Blick wie eine klassische Jugendromanze. Es erzählt aber auch von der Realität des Kosovos und den Konflikten zwischen den Generationen der Nachkriegszeit. Zwei Jugendliche verlieben sich, doch die Familien sind wegen der Kriegsvergangenheit gegen die Beziehung.
Lota spielt die Mutter des Mädchens. Seit ihrem sechsten Lebensjahr schauspielt sie, es war schon immer ihr Wunsch, dieses Hobby zum Beruf zu machen. Die Auftritte in der Schweiz bedeuten ihr viel – sie sind ein erster Schritt, um diesen Traum zu verwirklichen
Die Jugendlichen der Truppe kommen aus ärmlichen Verhältnissen. Für den zweiwöchigen Aufenthalt in der Schweiz hat das Ehepaar Fankhauser Gastfamilien für sie organisiert. Der Lebensstandard hier steht im argen Kontrast zum Alltag im Kosovo. Ob dies kein Kulturschock sei? Yllka Lota ist davon nichts anzumerken. «Wir sind so positiv überrascht von der wahnsinnigen Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird!», sagt sie nur.
Viele schöne Begegnungen
Am ersten Tag in Basel wartete die Truppe vor dem Unternehmen Mitte auf die Schweizer Gastfamilien. Sie setzten sich auf den Boden und sangen Lieder in ihrer Muttersprache. Innert weniger Minuten seien sie von etwa zehn Albanern umringt gewesen. «Ich musste meine hübschen Mädchen zusammenhalten», sagt Dorothea Fankhauser lachend.
Ein albanischer Restaurantbesitzer konnte nicht mitansehen, wie sie sich sich von Mineralwasser und Pommeschips ernährten – kurzerhand lud er alle zum Nachtessen in sein Restaurant ein.