Gefordert: Aziz Yilmaz

Aziz Yilmaz hat vor der Herbstmesse über alle Ohren zu tun: Er näht Hängematten und Kissen nach kurdischem Vorbild.

Aziz Yilmaz posiert inmitten seiner Kissen für die TagesWoche.

Aziz Yilmaz näht Hängematten für Kinder und Kissen nach kurdischem Vorbild. Diese verkauft er seit einiger Zeit an der Herbstmesse. So auch dieses Jahr. Die Wochen davor sind immer mit viel Aufwand verbunden.

Wenn Aziz Yilmaz sagt, dass das Sehen für ihn sehr wichtig sei, glaubt man ihm sofort. Der 55-Jährige spricht mit durchdringendem Blick. «Ich bin ein Mensch, der genau hinschaut», sagt er. «So habe ich auch das Kunsthandwerk erlernt.» Er hatte nie einen Lehrer und hat sich das Nähen und Schreinern selbst beigebracht.

Seit sieben Jahren hat er einen Stand an der Basler Herbstmesse. Dort verkauft er Meditations- und Sofakissen, aber auch Kinderhängematten. Die Wochen der Vorbereitung seien immer mit sehr viel Aufwand verbunden. An einem Meditationskissen arbeitet er über drei Stunden.

Yilmaz stammt aus einer kurdischen Bauernfamilie. Mit Nähen hatte er in der Türkei wenig zu tun. Erst in der Schweiz kam die Idee in ihm auf, als sein Sohn vor 21 Jahren geboren wurde. Dieser sollte nicht nur mit der Schweizer, sondern auch mit der kurdischen Kultur und ihren Objekten vertraut werden. Er versuchte sich an einer Kinderhängematte, die ihm kläglich misslang. Doch er tüftelte weiter, bis ihn das Resultat zufrieden stellte.

«Ich war in dieser Zeit Hausmann und hatte neben dem Kochen und Einkaufen viel Zeit, um Dinge zu kreieren», sagt Yilmaz. Die kurdische Wohnkultur mit ihren tiefen Tischen und Sitzkissen sei auf den Boden ausgerichtet. Diese Lebensweise mache vor allem in einem Haushalt mit Kleinkindern Sinn. «Schweizer Eltern lassen ihre Kinder zwar spielen und herumkrabbeln, bleiben aber meistens am Tisch sitzen. In einer kurdisch eingerichteten Wohnung sitzen die Eltern mit ihren Kindern am Boden.»

Yilmaz arbeitet seit 13 Jahren als Kellner im Unternehmen Mitte. Dort wird er auch während der Herbstmesse anzutreffen sein. Denn der Verkauf läuft nicht immer gleich gut, und er kann es sich nicht leisten, auf seinen regelmässigen Lohn zu verzichten. Am Nachmittag löst er dann seinen Stellvertreter ab, der den Messestand am Morgen betreut.

Eine solche Doppelschicht sei anstrengend, sagt Yilmaz. Trotzdem will er nicht auf den Kontakt mit den Kunden verzichten. «Ich verdiene damit ja nicht viel Geld, das Kunsthandwerk ist vielmehr mein Hobby. Deshalb will ich dabei sein und mit den Leuten reden, die etwas kaufen.»

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