Monika Wiedemann ist frühpensioniert. In ihrer neu gewonnenen Zeit reist sie mit der Organisation «Peace Watch» für drei Monate nach Ostjerusalem.
Ihre Sachen packen und Gutes tun. Das wollte Monika Wiedemann schon lange. Nun bietet die Schweizer Organisation Peace Watch, die sich seit zehn Jahren für die Einhaltung der Menschenrechte in Israel und Palästina einsetzt, eine Gelegenheit. «Ich habe mich immer für den Nahostkonflikt interessiert», erklärt Wiedemann die Wahl ihrer Destination.
Die 63-Jährige ist Primarlehrerin. In den vergangenen 15 Jahren hat sie sich bereits für Projekte im Balkan engagiert, ihr bisher längster Einsatz dauerte einen Monat. Nun, da sie nicht mehr arbeitet, will sie sich ganz der Projektarbeit widmen. Ihr Einsatz in Israel wird drei Monate dauern. «Ich mache diesen Einsatz, weil ich das Grundvertrauen habe, dass in der Region Frieden möglich ist», sagt Wiedemann.
Viel Unterstützung aus dem Umfeld
Angst hat sie keine – obwohl ihr bewusst ist, dass vielfach Bilder von Krieg und Terroranschlägen mit der Region assoziiert werden. Es geht bei Wiedemanns Aufgabe vor allem darum, die Konflikte und Folgen des jahrelangen Nahostkonflikts unparteiisch zu beobachten und nur im Kleinen einzugreifen. Noch immer gibt es Situationen, in denen es wohl schwerfallen wird, komplett unparteiisch zu bleiben. «Wenn ein palästinensisches Dorf niedergewalzt wird, müssen wir kein Verständnis haben – wir müssen uns zurücknehmen, um uns selbst und die Position von Peace Watch in der Gegend nicht zu gefährden.»
Auch ihr erwachsener Sohn könnte sich einmal einen Einsatz mit Peace Watch vorstellen. Dieses Interesse bedeute Wiedemann viel. «Es zeigt mir, dass meine Leute verstehen, warum ich das mache. Niemand fragt nach dem Sinn eines solchen Einsatzes.» In den letzten Monaten setzte sie sich vertieft mit der Thematik auseinander. «Wir haben zum Beispiel einen Kurs in gewaltfreier Kommunikation besucht.»
Es gab eine Zeit, da war Wiedemann alles zu viel. «Plötzlich hatte ich genug von all dem Gutmenschen-Getue, hatte Lust, einfach Krimis zu lesen, Bier zu trinken und Fussball zu schauen.» Doch die Motivation kam wieder. Diese Woche reist sie ab. Der Einsatzort Ostjerusalem wurde erst kurz vor der Abreise bekanntgegeben. «Es ist mein absoluter Traumort – die ganze Gegend und die Bevölkerung interessieren mich.»